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Auf den Spuren des großen Arztes
— einer Erziehung, die von Eltern und Lehrern eine solche gedank-
liche Vorbereitung und Anstrengung erfordert, wie man sie für rein
wissenschaftliche Studien nicht benötigt. Dabei ist mehr gefordert
als nur die Schärfung des Verstandes. Erziehung ist nicht vollständig,
wenn Körper, Geist und Herz nicht gleichermaßen davon berührt
werden. Der Charakter muß zu seiner vollen und höchsten Entwick-
lung in straffe Zucht genommen werden. Alle Fähigkeiten des Gei-
stes und des Körpers sollen entwickelt und angewandt werden. Es ist
eine Pflicht, jede Begabung zu vervollkommnen und anzuwenden,
die uns zu wirkungsvolleren Mitarbeitern Gottes macht.
Wahre Erziehung umschließt den ganzen Menschen. Sie lehrt die
richtige Einstellung zum Ich. Sie versetzt uns in die Lage, Gehirn,
Skelett und Muskulatur, Körper, Geist und Herz bestmöglich zu ge-
brauchen. Die Fähigkeiten des Geistes als die höheren Kräfte sollen
die Wünsche des Körpers unter Kontrolle halten. Die natürlichen
Begierden und Leidenschaften müssen der Kontrolle des Gewissens
und den geistlichen Einflüssen unterstellt werden. Christus bildet
das Haupt der Menschheit, und es ist seine Absicht, uns im Dienst
für ihn auf hohe und heilige Wege der Reinheit zu führen. Durch
das wunderbare Wirken seiner Gnade sollen wir in ihm vollkommen
gemacht werden.
Jesus sicherte sich seine Erziehung in der Familie. Seine Mutter
war sein erster menschlicher Lehrer. Von ihren Lippen und aus den
Schriftrollen der Propheten erfuhr er von den himmlischen Dingen.
Er lebte im Heim einfacher Menschen und erfüllte treu und freudig
seinen Teil beim Tragen der Lasten des Haushalts. Er, der der Herr-
scher des Himmels gewesen war, wurde nun ein williger Diener,
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ein liebevoller, gehorsamer Sohn. Er lernte ein Handwerk, und mit
seinen eigenen Händen arbeitete er mit Joseph in der Zimmermanns-
werkstatt. In der Kleidung eines gewöhnlichen Arbeiters traf man
ihn auf den Straßen der kleinen Stadt, wenn er morgens zu seiner
einfachen Arbeit ging und abends wieder heimkehrte.
Unter den Menschen jener Zeit wurde der Wert von Dingen nach
ihrem äußeren Anschein bemessen. Während die Religion an innerer
Kraft und Tiefe verloren hatte, nahm sie an äußerlichem Pomp zu.
Die Erzieher jener Zeit versuchten durch Wichtigtuerei Eindruck zu
machen. Zu all dem bildete das Leben Jesu einen deutlichen Kon-