Seite 335 - Auf den Spuren des gro

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Die Gefahr spekulativer Erkenntnis
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Pantheistische Theorien
Heutzutage finden in Ausbildungseinrichtungen und Kirchen
überall spiritualistische Lehren Eingang, die den Glauben an Gott
und an sein Wort untergraben.
Die Theorie, Gott sei ein Wesensprinzip, von dem die ganze
Natur durchdrungen sei, wird von vielen angenommen, die vorgeben,
an die Bibel zu glauben; aber diese Theorie ist — mag sie auch
noch so schön verpackt sein — eine höchst gefährliche Täuschung.
Sie stellt Gott falsch dar, verunehrt seine Größe und Majestät, und
letztlich trägt sie nicht nur dazu bei, die Menschen zu verführen,
sondern auch dazu, sie zu entwürdigen. Dunkelheit ist ihr Element,
Sinnlichkeit ihre Sphäre. Ihre Annahme führt zur Trennung von Gott,
und für die gefallene menschliche Natur bedeutet das den Untergang.
Infolge der Sünde ist unser Zustand unnatürlich. Die Macht, die
uns wiederherstellt, muß deshalb übernatürlich sein, andernfalls ist
sie wertlos. Es gibt nur eine Macht, die die Umklammerung der
menschlichen Herzen durch das Böse brechen kann, und das ist die
Kraft Gottes in Jesus Christus. Nur durch das Blut des Gekreuzigten
gibt es Reinigung von Sünden. Allein seine Gnade kann uns dazu
befähigen, den Neigungen unserer gefallenen Natur zu widerstehen
und sie zu besiegen. Die spiritualistischen Theorien über Gott lassen
seine Gnade keine Wirkung mehr haben. Wenn Gott ein die gesamte
Natur durchdringendes Wesensprinzip ist, dann wohnt er auch in
allen Menschen; und um Heiligkeit zu erlangen, braucht der Mensch
dann nur diese ihm innewohnenden Kräfte zu mobilisieren.
Diese Theorien fegen, wenn man sie in ihren logischen Schluß-
folgerungen zu Ende denkt, den ganzen christlichen Erlösungsplan
hinweg. Sie beseitigen die Notwendigkeit der Versöhnung und lassen
den Menschen sich selbst erlösen. Sie machen sein Wort wirkungs-
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los, und wer sie übernimmt, steht in großer Gefahr, schließlich dahin
geführt zu werden, daß er die ganze Bibel als Dichtung ansieht. Sie
mögen die Tugend für wertvoller halten als das Laster, aber indem
sie Gott seiner rechtmäßigen Stellung als unumschränkter Herrscher
beraubt haben, verlassen sie sich allein auf menschliche Kraft, die
ohne Gott wertlos ist. Wenn der menschliche Wille keine Hilfe be-
kommt, reicht seine Macht nicht aus, dem Bösen zu widerstehen
und es zu überwinden. Die Widerstandskräfte der Seele brechen