Kapitel 5: Heilung für die Seele
Viele von denen, die Jesus um Hilfe baten, hatten ihre Erkran-
kung selbst verursacht — und doch weigerte er sich nicht, sie zu
heilen. Wenn seine Kraft dann in diese Menschen strömte, wur-
den sie sich ihrer Sünden bewußt, und dann waren sie von ihrer
geistlichen Krankheit ebenso geheilt wie von ihrer körperlichen.
So erging es auch dem Gelähmten von Kapernaum. Wie der
Aussätzige hatte er jede Hoffnung auf Gesundung verloren. Seine
Krankheit war das Ergebnis eines Lebens voller Sünde, und seine
Leiden wurden durch Gewissensbisse noch bitterer. Vergeblich hatte
er sich an die Pharisäer und Ärzte um Hilfe gewandt. Sie erklärten
ihn für unheilbar, prangerten ihn als Sünder an und verkündeten ihm,
daß er unter dem Zorn Gottes sterben werde.
Da war der Gelähmte in Verzweiflung versunken. Aber dann
hörte er von Jesus. Andere — genauso sündig und hilflos wie er —
waren geheilt worden. So wuchs auch bei ihm der Glaube, daß er
geheilt werden konnte, wenn man ihn zum Heiland tragen würde.
Seine Hoffnung schwand jedoch wieder, als er sich an die Ursache
seiner Krankheit erinnerte — und doch konnte er die Möglichkeit
der Heilung nicht mehr aus seinem Denken verdrängen.
Seine größte Sehnsucht war die Befreiung von der Last der Sün-
de. Deshalb wollte er dringend Jesus treffen und von ihm die Zu-
sicherung erhalten, daß ihm vergeben sei und er mit dem Himmel
Frieden habe. Dann wollte er zufrieden sein, entweder zu leben oder
zu sterben, ganz nach Gottes Willen.
Es galt, keine Zeit zu verlieren. Sein verkümmerter Körper zeigte
schon Vorboten des Todes. Eindringlich bat er seine Freunde, ihn auf
dem Bett zu Jesus zu tragen, und gern taten sie das. Aber die Men-
schenmenge, die sich im Haus und vor dem Haus versammelt hatte,
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in dem der Heiland gerade lehrte, stand derart dicht beisammen, daß
es für den Kranken und seine Freunde unmöglich war, auch nur so
weit an ihn heran zu kommen, daß sie seine Stimme hörten. Jesus
lehrte gerade im Haus des Petrus. Wie sie es gewohnt waren, saßen
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