Seite 118 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
kommen. Dennoch hatte man um der Sicherheit willen Bedenken,
den ehrwürdigen Apostel vor den Augen der vielen in Jerusalem
Versammelten hinzurichten, mußte man doch ernstlich damit rech-
nen, daß die Volksmenge beim Anblick des zum Tode Geführten
von Mitleid ergriffen würde.
Außerdem befürchteten die Priester und Ältesten, daß Petrus
noch einmal einen jener machtvollen Aufrufe ergehen lassen könnte,
die schon oft das Volk aufgerüttelt hatten, Jesu Leben und Charakter
zu studieren. Diesen Predigten hatten die Obersten nichts Beweis-
kräftiges entgegenzuhalten vermocht. Des Petrus Freudigkeit bei
der Verteidigung der Sache Christi hatte schon viele dazu geführt,
sich auf die Seite des Evangeliums zu stellen. Gäbe man ihm, so
befürchteten die Obersten, die Gelegenheit, seinen Glauben vor den
vielen zu bezeugen, die zum Gottesdienst in die Stadt gekommen
waren, dann würden sie vom König seine Freilassung fordern.
Während unter den verschiedensten Vorwänden des Petrus Hin-
richtung bis nach dem Passahfest verschoben wurde, nutzten die
Gemeindeglieder diese Zeit zu gründlicher Herzensprüfung und zu
ernstem Gebet. Ohne Unterlaß flehten sie für Petrus; denn sie spür-
ten, daß das Werk des Herrn ihn nicht entbehren könnte. Außerdem
erkannten sie, daß die Gemeinde an einen Punkt gekommen sei, an
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dem sie ohne wirksames Eingreifen Gottes zugrunde gehen müßte.
Inzwischen besuchten Anbeter aus allen Nationen den Tempel,
der der Anbetung Gottes geweiht war. Im Glanz des Goldes und der
kostbaren Steine bot er einen prächtigen Anblick. Aber Jahwe wohn-
te nicht mehr in diesem herrlichen Palast; denn Israel als Nation hatte
sich von Gott getrennt. Als Christus gegen Ende seines irdischen
Lehramtes zum letztenmal in das Innere des Tempels blickte, sagte
er: „Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden.“
Matthäus
23,38
. Bislang hatte er den Tempel das Haus seines Vaters genannt,
aber als der Sohn Gottes nun diese Mauern hinter sich ließ, wurde
Gottes Gegenwart diesem Bau, der einst zu Gottes Ehre errichtet
worden war, für immer entzogen.
Mittlerweile war der Tag der Urteilsvollstreckung an Petrus fest-
gesetzt worden, aber noch immer stiegen die Gebete der Gläubigen
zum Himmel empor. Während sie mit ganzer Kraft inbrünstig um
Hilfe flehten, wachten Gottes Engel über dem gefangenen Apostel.