Seite 119 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Aus dem Gefängnis befreit
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Eingedenk des früheren Entkommens der Apostel aus dem Ge-
fängnis, hatte Herodes diesmal besondere Vorsichtsmaßnahmen an-
geordnet. Um jede Möglichkeit einer Flucht zu unterbinden, wur-
de Petrus Tag und Nacht von sechzehn Soldaten bewacht, die in
mehrere Wachen eingeteilt waren. Er lag in seiner Zelle zwischen
zwei Soldaten, gebunden mit Ketten, die jeweils am Handgelenk der
Wachsoldaten befestigt waren. So war es für ihn unmöglich, sich
zu bewegen, ohne daß sie es merkten. Da außerdem die Gefäng-
nistüren fest verschlossen und eine starke Wache davor aufgestellt
war, bestand keine Möglichkeit einer Befreiung oder Flucht durch
menschliche Hilfe. Aber des Menschen Verlegenheit ist Gottes Ge-
legenheit.
Petrus hatte man in ein aus dem Felsen gehauenes Verließ einge-
sperrt, dessen Türen fest verriegelt und verschlossen waren. Oben-
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drein waren die Wachsoldaten persönlich verantwortlich für die
sichere Verwahrung des Gefangenen. Doch die Schlösser, Riegel
und die römischen Wächter, die alle Möglichkeiten menschlicher
Hilfe ausschalteten, sollten den Triumph Gottes bei der Befreiung
des Petrus nur vergrößern. Herodes hatte seine Hand gegen den
Allmächtigen erhoben und sollte deshalb vernichtend geschlagen
werden. Gott selbst wollte durch seine starke Hand das wertvolle
Leben retten, das zu vernichten sich die Juden verschworen hatten.
Der Abend unmittelbar vor der festgesetzten Hinrichtung ist
gekommen. Da wird ein Engel vom Himmel gesandt, der Petrus
erretten soll. Die schweren Tore, die sich hinter dem Diener Got-
tes geschlossen hatten, öffnen sich ohne Zutun einer menschlichen
Hand. Der Engel des Allerhöchsten geht hindurch, und die Pforten
schließen sich lautlos hinter ihm. Er betritt die Zelle; vor ihm liegt
Petrus im tiefen, friedvollen Schlaf ungetrübten Gottvertrauens.
Das den Engel umgebende Licht erfüllt die Zelle, aber der Apo-
stel wacht nicht auf. Erst als er die Berührung durch den Engel
verspürt und eine Stimme sagen hört: „Stehe behende auf“, wird er
soweit munter, um zu sehen, daß seine Zelle von himmlischem Licht
erfüllt ist und ein Engel in großer Herrlichkeit vor ihm steht. Rein
mechanisch gehorcht er dessen Worten, und als er beim Aufstehen
die Hände erhebt, ist er sich kaum bewußt, daß die Ketten bereits
von ihnen gefallen sind.