Seite 122 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
der Untreue und befahl, sie zu töten. Dabei wußte Herodes, daß
keine menschliche Macht Petrus befreit hatte; aber er wollte nicht
eingestehen, daß eine göttliche Macht sein Vorhaben vereitelt hatte,
und lehnte sich trotzig gegen Gott auf.
Nicht lange nach des Petrus Befreiung aus dem Gefängnis reiste
Herodes nach Cäsarea. Dort ließ er ein großes Fest ausrichten, um
Bewunderung zu erregen und den Beifall des Volkes zu gewinnen.
Dieses Fest besuchten Vergnügungssüchtige von überallher; es wur-
de ausgiebig gefeiert und Wein getrunken. Mit großem Gepränge
und riesigem Aufwand erschien Herodes vor dem Volk und hielt
eine glänzende Rede. In einem mit Gold und Silber bestickten Ge-
wand, in dessen Faltenwurf die Sonnenstrahlen spielten, so daß die
Zuschauer geblendet wurden, sah er prachtvoll aus. Die Majestät
seiner Erscheinung und die Kraft seiner gutgewählten Sprache übten
auf die Versammelten einen mächtigen Eindruck aus. Ihre bereits
vom Festschmaus und Weingenuß berauschten Sinne wurden durch
des Herodes Schmuck, durch sein Auftreten und seine Redegabe
geradezu überwältigt. Von Begeisterung hingerissen, überschütteten
sie den König mit Lobhudeleien, wobei sie ihm schmeichelten, kein
Sterblicher böte solch einen Anblick dar oder verfüge über eine so
bezaubernde Redegabe. Schließlich erklärten sie, daß sie ihn zwar
bislang schon als Herrscher geachtet hätten, sie ihn fortan aber auch
als einen Gott anbeten wollten.
Manche von denen, die jetzt lauthals einen gemeinen Sünder
priesen, hatten wenige Jahre zuvor geschrien: „Hinweg mit die-
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sem“, mit Jesus! und „Kreuzige, kreuzige ihn!“
Lukas 23,18.21
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Die Juden hatten sich geweigert, Christus anzunehmen, dessen grob
gewobenes und häufig von der Reise beflecktes Kleid ein Herz voller
göttlicher Liebe barg. Ihre Augen hatten nicht unter dem bescheide-
nen Äußeren den Herrn des Lebens und der Herrlichkeit zu erkennen
vermocht, obwohl sich Christi Macht vor ihnen in Werken offenbart
hatte, die keiner tun konnte, der bloß ein Mensch war. Nun aber
waren sie bereit, den hochmütigen König, unter dessen herrlichen,
mit Silber und Gold bestickten Kleidern ein verdorbenes, grausames
Herz schlug, als einen Gott anzubeten.
Obwohl Herodes genau wußte, daß ihm das Lob und die darge-
brachte Huldigung nicht zukamen, nahm er die Vergötterung durch
das Volk als ihm gebührend an. Sein Herz hüpfte vor Frohlocken, und