Seite 123 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Aus dem Gefängnis befreit
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eitler Stolz ließ sein Antlitz erglühen, als der Ruf erschallte: „Das
ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen!“
Apostelgeschichte
12,22
.
Aber plötzlich ging eine schreckliche Veränderung mit ihm vor
sich! Sein Gesicht wurde leichenblaß und von Todesangst verzerrt.
Große Schweißtropfen traten aus seinen Poren. Für einen Augen-
blick stand er von Schmerz und Schreck wie versteinert da; dann
wandte er sein fahles Angesicht seinen entsetzten Freunden zu und
schrie verzweifelt: Den ihr zum Gott erhoben habt, ist dem Tod
verfallen!
Unter qualvollsten Ängsten wurde er vom Schauplatz ausge-
lassener Lustbarkeit und des Prunkes hinweggetragen. Noch eben
hatte er die Huldigung der Menge stolz entgegengenommen; doch
nun mußte er erkennen, daß er in der Hand eines Mächtigeren lag.
Gewissensbisse peinigten ihn; er erinnerte sich an seine unbarmher-
zige Verfolgung der Jünger Christi; er dachte an seinen grausamen
Befehl zur Ermordung des unschuldigen Jakobus und an seine Ab-
sicht, auch den Apostel Petrus hinzurichten; schließlich fiel ihm ein,
wie seine Wut ihn zu völlig unbegründeter Rache gegenüber den
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Gefängniswächtern getrieben hatte. Er spürte, daß Gott mit ihm,
dem erbarmungslosen Verfolger, abrechnete. Weder in seinen kör-
perlichen Schmerzen noch in seinen seelischen Qualen trat eine
Erleichterung ein; er erwartete auch keine.
Herodes kannte das Gesetz Gottes, in dem es heißt: „Du sollst
keine anderen Götter haben neben mir.“
2.Mose 20,3
. Er wußte, daß
er durch die Annahme göttlicher Verehrung das Maß seiner Bosheit
gefüllt und den gerechten Zorn Jahwes auf sich gezogen hatte.
Derselbe Engel, der aus dem Himmel gekommen war, um Petrus
zu befreien, war für Herodes der Bote des göttlichen Zorns und
Gerichts. Er hatte Petrus geschlagen, um ihn aus dem Schlummer zu
wecken; einen ganz anderen Schlag aber versetzte er dem gottlosen
König, den er auf diese Weise demütigte und an ihm die Strafe des
Allmächtigen vollzog. Herodes widerfuhr das Gericht Gottes, und
er starb unter qualvollen Schmerzen.
Diese Offenbarung göttlicher Gerechtigkeit beeindruckte das
Volk außerordentlich stark. Die Nachricht, daß Christi Apostel aus
dem Gefängnis und vor dem Tod wunderbar errettet worden war,
während dessen Verfolger der göttliche Fluch getroffen hatte, breitete