Seite 155 - Das Wirken der Apostel (1976)

Basic HTML-Version

Jude und Nichtjude
151
Die Heiden dagegen fingen das Blut der Opfertiere auf und
verwendeten es zur Zubereitung von Speisen. Die Juden vermochten
nicht zu glauben, daß sie ihre Bräuche ändern sollten, die sie auf
besondere Anweisung Gottes angenommen hatten. Deshalb mußte
es ihnen Anstoß und Ärgernis sein, wenn sie genötigt werden sollten,
mit Nichtjuden an einem Tisch zu essen.
Die nichtjüdischen Völker, besonders die Griechen, führten häu-
fig ein ausschweifendes Leben. So lag die Gefahr nahe, daß manche,
die in ihrem Herzen noch unbekehrt waren, ein Glaubensbekenntnis
ablegen könnten, ohne ihre schlechten Gewohnheiten aufgegeben
[191]
zu haben. Die jüdischen Christen aber konnten Unsittlichkeit, die
von den Heiden durchaus nicht als Unrecht angesehen wurde, nicht
dulden. Darum hielten sie es für angebracht, den bekehrten Nichtju-
den die Beschneidung und die Beachtung des Zeremonialgesetzes
als Beweis ihrer Aufrichtigkeit und Frömmigkeit aufzuerlegen. So
meinten sie verhindern zu können, daß jemand ohne wahre Bekeh-
rung des Herzens den Glauben annahm und der Gemeinde beitrat,
später aber der Sache Christi durch Unsittlichkeit und ausschweifen-
des Leben Schande bereitete. Die verschiedenen Gesichtspunkte, die
bei der Lösung der Hauptfrage zu berücksichtigen waren, schienen
der beratenden Versammlung unüberwindliche Schwierigkeiten zu
bereiten. Der Heilige Geist aber hatte in der Frage, von deren Rege-
lung das Wohl, wenn nicht das Bestehen der christlichen Gemeinde
abzuhängen schien, bereits entschieden.
„Da man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und
sprach zu ihnen: Ihr Männer, liebe Brüder, ihr wisset, daß Gott mich
lange vor dieser Zeit unter euch erwählt hat, daß durch meinen Mund
die Heiden das Wort des Evangeliums hörten und glaubten.“
Apo-
stelgeschichte 15,7
. Dann führte er aus, daß der Heilige Geist die
strittige Angelegenheit bereits dadurch entschieden habe, daß er so-
wohl auf unbeschnittene Nichtjuden wie auf beschnittene Juden mit
gleicher Kraft herabgekommen sei. Nochmals berichtete er von dem
Gesicht, in dem Gott ihm in einem Tuch allerlei vierfüßige Tiere
dargeboten hatte mit der Aufforderung, sie zu schlachten und zu es-
sen. Als er sich weigerte und darauf berief, noch nie etwas Gemeines
oder Unreines gegessen zu haben, sei ihm geantwortet worden: „Was
Gott gereinigt hat, das heiße du nicht gemein.“
Apostelgeschichte
10,15
.