Seite 157 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Jude und Nichtjude
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Auch Jakobus bezeugte mit aller Entschiedenheit, daß es Gottes
Absicht sei, den Heiden die gleichen Gnadengaben und Segnungen
zu schenken, die er den Juden gewährt habe.
Der Heilige Geist hielt es für gut, den Bekehrten aus den Heiden
das Zeremonialgesetz nicht aufzuerlegen; und die Überzeugung der
Apostel in dieser Angelegenheit stimmte bei dieser Beratung mit
der Meinung des Geistes Gottes überein. Bei diesem Konzil führ-
te Jakobus den Vorsitz; seine abschließende Entscheidung lautete:
„Darum urteile ich, daß man denen, die aus den Heiden zu Gott sich
bekehren, nicht Unruhe mache.“
Apostelgeschichte 15,19
.
Damit endete die Aussprache. Diese Begebenheit widerlegt die
von der römisch-katholischen Kirche vertretene Auffassung, daß
Petrus das Haupt der Urgemeinde gewesen sei. Wer, wie die Päpste,
den Anspruch erhebt, dessen Amtsnachfolger zu sein, steht mit die-
ser Forderung nicht auf biblischem Boden. Auch die Behauptung,
Petrus sei als Statthalter des Allerhöchsten über seine Brüder gesetzt
worden, findet keinerlei Bestätigung in seinem Leben. Wären alle,
die als seine Nachfolger bezeichnet wurden, wirklich seinem Bei-
spiel gefolgt, so hätten sie sich stets damit begnügt, ihren Brüdern
gleich zu sein.
Vermutlich war in diesem besonderen Fall Jakobus dazu auserse-
hen worden, den von der Versammlung gefaßten Beschluß bekannt-
zugeben. Sein Entscheid besagte, daß weder das Zeremonialgesetz
noch die Verordnung der Beschneidung den Heiden aufgedrängt, ja
nicht einmal empfohlen werden sollte. Jakobus bemühte sich, seinen
Brüdern begreifbar zu machen, daß man den Nichtjuden gegenüber,
die bereits infolge ihrer Bekehrung zu Gott eine entscheidende Ver-
änderung in ihrem Leben zu vollziehen hatten, große Nachsicht
walten lassen sollte. Sie sollten deshalb nicht durch verwirrende
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Streitfragen von untergeordneter Bedeutung beunruhigt und dadurch
in der Nachfolge Christi entmutigt werden.
Die bekehrten Nichtjuden ihrerseits sollten alle Gebräuche auf-
geben, die sich mit den Grundsätzen eines Christenlebens nicht
vereinbaren ließen. Die Apostel und Ältesten wurden sich einig,
sie brieflich davon zu unterrichten, sich fortan der Götzenopfer, des
Blutgenusses, des Erstickten und der Unzucht zu enthalten. Sie soll-
ten vielmehr ermahnt werden, die Gebote zu halten und ein heiliges
Leben zu führen. Außerdem wurde ihnen versichert, daß keiner