Seite 164 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
Willens ruht. Gottes Wort war die Richtschnur, nach der die beiden
gottesfürchtigen Frauen Timotheus erzogen hatten. Die von ihnen
vermittelte geistliche Kraft der Lehren hatte ihn in seinem Wirken
rein erhalten und vor den verderblichen Einflüssen seiner Umgebung
bewahrt. So hatten seine Erzieherinnen daheim mit Gott zusammen-
gearbeitet, um Timotheus darauf vorzubereiten, Verantwortungen zu
tragen.
Paulus erkannte, daß Timotheus treu, beharrlich und aufrichtig
war, und er erwählte ihn zu seinem Mitarbeiter und Reisegenossen.
Die beiden Frauen, die Timotheus in seiner Kindheit unterrichtet
hatten, sahen sich jetzt dadurch belohnt, den Sohn ihrer Fürsorge
in enger Gemeinschaft mit dem großen Apostel wissen zu dürfen.
Timotheus war zwar noch jung, als er von Gott zum Lehramt berufen
wurde; aber seine Grundsätze waren durch die frühzeitige Erziehung
so gefestigt, daß er durchaus Paulus als Mitarbeiter zur Seite stehen
konnte. Trotz seiner Jugend trug er die ihm auferlegte Verantwortung
in christlicher Demut.
Als Vorsichtsmaßregel empfahl Paulus dem Timotheus, sich be-
schneiden zu lassen; nicht weil Gott es forderte, sondern um den
Judenchristen jeden Vorwand zu nehmen, den sie gegen den Pre-
digtdienst des Timotheus hätten erheben können. Paulus mußte um
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seines Dienstes willen von Stadt zu Stadt und in verschiedene Länder
reisen. Dabei würde er oft Gelegenheit haben, Christus in Synago-
gen und in anderen Versammlungsstätten zu verkündigen. Wenn
es dabei bekannt würde, daß einer seiner Mitarbeiter unbeschnitten
sei, konnte sein Werk durch das Vorurteil und den blinden Eifer der
Juden sehr beeinträchtigt werden. Überall mußte der Apostel mit
entschiedenem Widerstand oder heftigen Verfolgungen rechnen. Er
wünschte sowohl seinen jüdischen Brüdern wie auch den Nichtjuden
zur Erkenntnis des Evangeliums zu verhelfen. Deshalb suchte er,
soweit es mit seinem Glauben vereinbar war, jeden Vorwand zum
Widerspruch zu beseitigen. Doch während er dem jüdischen Vorur-
teil entgegenkam, glaubte und lehrte er, daß Beschnittensein oder
Unbeschnittensein nichts, das Evangelium von Christus dagegen
alles bedeutet.
Paulus liebte Timotheus, seinen „rechten Sohn im Glauben“.
1.Timotheus 1,2
. Oft nahm der große Apostel seinen jüngeren Be-
gleiter beiseite und stellte ihm Fragen bezüglich biblischer Geschich-