Seite 222 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
Sanftmut noch Demut gelernt haben und dennoch aus eigener Kraft
andere zu leiten wagen.
Gefühlseindrücke allein sind kein sicherer Führer zur Pflicht.
Der Feind redet den Menschen oft ein, von Gott geführt zu werden,
während sie in Wirklichkeit nur menschlichen Regungen folgen.
Wachen wir aber sorgfältig und beraten uns mit unseren Brüdern,
dann wird uns der Herr seinen Willen zu erkennen geben; denn die
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Verheißung lautet: „Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden
seinen Weg.“
Psalm 25,9
.
In den ersten Christengemeinden wollten einige Glieder weder
Paulus noch Apollos anerkennen. Sie behaupteten, Petrus sei ihr
Führer, weil er mit dem Meister bei dessen Erdenleben ein inniges
Vertrauensverhältnis unterhalten hatte, während Paulus ein Verfolger
der Gläubigen gewesen war. So waren sie in ihren Ansichten und
Gefühlen von Vorurteilen befangen und zeigten nichts von jener
Weitherzigkeit, Großmut und Güte, die ein Zeichen dafür sind, daß
Christus im Herzen wohnt.
Es bestand die Gefahr, daß dieser Parteigeist großes Unglück
über die Christengemeinde bringen würde. Deshalb wurde Paulus
vom Herrn angewiesen, Worte ernster Ermahnung an die Korinther
zu richten und feierlich Einspruch dagegen zu erheben. Die da sag-
ten: „Ich bin paulisch ... Ich bin apollisch ... Ich bin kephisch ... Ich
bin christisch“, fragte der Apostel daraufhin: „Wie? Ist Christus nun
zertrennt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf des
Paulus Namen getauft?“
1.Korinther 1,12.13
. „Darum“, so bat er,
„rühme sich niemand eines Menschen; denn es ist alles euer: es sei
Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod,
es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles ist euer, ihr aber seid
Christi, Christus aber ist Gottes.“
1.Korinther 3,21-23
.
Zwischen Paulus und Apollos bestand vollkommene Überein-
stimmung. Apollos war enttäuscht und bekümmert über die Uneinig-
keit in der Gemeinde zu Korinth. Er nutzte die ihm zuteil gewordene
Bevorzugung nicht zu seinem Vorteil aus, er ermutigte auch nicht
dazu, sondern verließ unverzüglich den Schauplatz des Streites. Als
Paulus ihn später aufforderte, Korinth wieder zu besuchen, lehnte
er es ab. Erst als die Gemeinde nach sehr langer Zeit eine bessere
geistliche Haltung angenommen hatte, arbeitete er erneut dort.
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