Seite 235 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Tage der Mühsal und Anfechtung
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Dabei war er immer wieder von den Juden angegriffen worden, die
keine Gelegenheit versäumten, die öffentliche Meinung gegen ihn
zu erregen.
Während Paulus gegen diesen Widerstand kämpfte, mit uner-
müdlichem Eifer das Evangeliumswerk vorantrieb und über das
Wohl der im Glauben noch jungen Gemeinde wachte, lastete auf
seiner Seele eine schwere Bürde für alle Gemeinden.
Großen Kummer bereitete ihm die Kunde vom Abfall einiger
Glieder in den Gemeinden, die er gegründet hatte. Er befürchtete,
daß alle seine Bemühungen um sie vergeblich gewesen sein könnten.
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Manche schlaflose Nacht verbrachte er im Gebet und in ernstem
Nachdenken, als er erfuhr, mit welchen Mitteln seiner Arbeit ent-
gegengewirkt wurde. Wenn sich ihm die Gelegenheit bot und die
Verhältnisse es erforderten, schrieb er Briefe an die Gemeinden,
in denen er sie tadelte und ihnen Rat, Mahnung und Ermutigung
erteilte. In diesen Briefen hielt er sich zwar nicht bei seinen eige-
nen Schwierigkeiten auf; dennoch gewähren sie gelegentlich einen
Einblick in sein Wirken und Leiden für die Sache Christi. Schlä-
ge und Gefängnis, Kälte, Hunger und Durst, Gefahren zu Lande
und zu Wasser, in der Stadt und in der Wüste, von seinen eigenen
Landsleuten, von den Heiden und von falschen Brüdern — alles
erduldete er um des Evangeliums willen. Er wurde gelästert, ge-
scholten, zum „Abschaum der Welt“ erniedrigt (
1.Korinther 4,13
),
geängstigt, verfolgt, hatte „allenthalben Trübsal“, war „alle Stunde
in Gefahr“, wurde „immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen.“
2.Korinther 4,8-11
;
1.Korinther 15,30
.
Mitten im ständigen Sturm des Widerstandes, umtost vom Ge-
schrei der Feinde und von Freunden verlassen, verlor der uner-
schrockene Apostel beinahe den Mut. Aber er blickte zurück nach
Golgatha und ging dann mit neuem Eifer daran, die Erkenntnis von
dem Gekreuzigten zu verbreiten. Er beschritt nur den blutgetränkten
Pfad, den Christus vor ihm gegangen war, und wollte nicht von die-
sem Kampfe entbunden werden, ehe er nicht seine Rüstung zu den
Füßen seines Erlösers niederlegen durfte.
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