Seite 247 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Zu geistlichem Wachstum berufen
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Bei diesen Wettkämpfen wurde viel gewagt. Manche erholten
sich nie wieder von den ungeheuren körperlichen Anstrengungen.
Es kam vor, daß Männer, aus Mund und Nase blutend, während des
Laufs zusammenbrachen, ja, daß Wettläufer sogar tot umfielen, wenn
sie den Siegespreis in Empfang nehmen wollten. Aber angesichts
der hohen Ehre, die dem siegreichen Kämpfer winkte, wurden weder
eine lebenslängliche Schädigung der Gesundheit noch der Tod als
zu hoher Einsatz angesehen.
Erreichte der Sieger das Ziel, empfing ihn donnernder Beifall,
dessen Echo von den umliegenden Bergen und Höhen widerhallte.
Vor allen Zuschauern überreichte der Kampfrichter dem Läufer die
Zeichen des Sieges — einen Lorbeerkranz und einen Palmzweig,
den der Sieger in seiner Rechten tragen mußte. Im ganzen Lande
erscholl sein Ruhm; seine Eltern teilten mit ihm die Ehre, und selbst
die Stadt, in der er wohnte, stand in hohem Ansehen, weil sie einen
so erfolgreichen Wettkämpfer hervorgebracht hatte.
Unter Hinweis auf diese Wettläufe als ein Bild für den Kampf des
Glaubens hob Paulus hervor, wie wichtig gute Vorbereitungen für
den Erfolg der Wettkämpfer sind: strenge Selbstzucht, Enthaltsam-
keit und maßvolle Lebensweise. „Ein jeglicher aber, der da kämpft“,
erklärte Paulus, „enthält sich alles Dinges.“
1.Korinther 9,25
. Die
Läufer verzichteten auf jeden Genuß, der ihre körperlichen Kräfte
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hätte schwächen können, und suchten durch anhaltendes, straffes
Training ihre Muskeln zu stärken, damit sie am Wettkampftage ih-
rem Körper das Äußerste abverlangen konnten. Wieviel wichtiger
ist es dann für den Christen, seine Begierden und Leidenschaften
der Vernunft und dem Willen Gottes unterzuordnen, steht doch bei
ihm das ewige Heil auf dem Spiele! Niemals darf er sich durch
Vergnügungen, Genußsucht oder Bequemlichkeit von seinem Ziel
ablenken lassen. All seine Gewohnheiten und Neigungen gehören
unter strenge Selbstzucht. Ein durch das Wort Gottes erleuchte-
ter und vom Heiligen Geist geleiteter Verstand muß über alles die
Kontrolle ausüben.
Selbst wenn dies geschehen ist, muß sich der Christ noch aufs
äußerste anstrengen, um den Sieg zu erlangen. Bei den Korinthischen
Spielen setzten die Wettläufer auf der letzten Wegstrecke ihre ganze
Energie ein, um ihre Geschwindigkeit unvermindert beizubehalten.