Seite 276 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
Paulus war auch in Thessalonich für seinen Lebensunterhalt
nicht nur auf seiner Hände Arbeit angewiesen. Als er später auf seine
Erfahrungen in dieser Stadt hinwies, schrieb er an die Gläubigen
zu Philippi seinen Dank für die Gaben, die er damals empfangen
hatte: „Auch nach Thessalonich sandtet ihr für meinen Bedarf einmal
und danach noch einmal.“
Philipper 4,16
. Obwohl er diese Hilfe
annahm, hatte er den Thessalonichern darüber hinaus ein Vorbild
an Fleiß sein wollen; einmal, damit ihn niemand berechtigt der
Habsucht beschuldigen könne, zum andern wollte er diejenigen, die
fanatische Ansichten über die körperliche Arbeit vertraten, durch
seine Handlungsweise tadeln.
Als Paulus zum ersten Male Korinth besuchte, sah er sich un-
ter Leute versetzt, die den Beweggründen Fremder mißtrauten. Die
Griechen an der Küste waren tüchtige Handelsleute. Sie hatten
sich lange in Geschäftspraktiken geübt und waren zu der Auffas-
sung gekommen, Gewinn sei gleichbedeutend mit Gottseligkeit, und
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Geldverdienen sei zu empfehlen, ganz gleich, ob es auf ehrliche
oder unehrliche Weise geschehe. Da Paulus ihre Eigentümlichkeiten
kannte, wollte er ihnen auch keine Gelegenheit bieten, zu behaupten,
er predige das Evangelium, um sich zu bereichern. Von den Gläubi-
gen zu Korinth hätte er Unterstützung beanspruchen können, aber er
machte von diesem Recht keinen Gebrauch. Seine Nützlichkeit und
sein Erfolg als Prediger sollten nicht durch den ungerechtfertigten
Verdacht beeinträchtigt werden, er verkündige das Evangelium um
des Gewinnes willen. Gern wollte er jede Veranlassung zu irgend-
welchen Mißverständnissen vermeiden, damit seine Botschaft nichts
an Kraft verlöre.
Bald nach seiner Ankunft in Korinth traf Paulus „einen Juden
mit Namen Aquila, von Geburt aus Pontus, welcher samt seiner
Frau Priscilla kürzlich aus Italien gekommen war“. Sie übten den
gleichen Beruf aus. Durch den Erlaß des Kaisers Claudius verbannt,
der alle Juden zwang, Rom zu verlassen, waren Aquila und Priscilla
nach Korinth gekommen, wo sie sich als Zeltmacher niederließen.
Paulus zog Erkundigungen über sie ein, und als er erfuhr, daß sie
Gott fürchteten und darauf bedacht waren, die schlechten Einflüsse
um sich herum zu meiden, suchte er sie auf, „blieb ... bei ihnen
und arbeitete mit ihnen ... Und er lehrte in der Synagoge an allen