Seite 304 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
in Galatien von diesen gefährlichen Einflüssen nur befreit werden
konnten, wenn die entschiedensten Maßnahmen ergriffen und die
schärfsten Warnungen erteilt würden.
Für jeden Diener Christi ist es wichtig, daß er lernt, sich in seiner
Arbeit auf die einzustellen, denen er helfen will. Feingefühl und
Geduld, Entschiedenheit und Festigkeit sind gleicherweise notwen-
dig, aber sie müssen mit besonderer Einsicht geübt werden. Mit
Menschen verschiedener Sinnesart unter wechselnden Umständen
und Bedingungen richtig umgehen zu können, ist eine Aufgabe,
die eine vom Geist Gottes erleuchtete und geheiligte Weisheit und
Urteilsfähigkeit erfordert.
In seinem Brief an die Gläubigen in Galatien gab Paulus einen
kurzen Überblick über die wesentlichen Geschehnisse, die mit sei-
ner Bekehrung und seiner ersten christlichen Erfahrung verbunden
waren. Dadurch wollte er ihnen zeigen, daß er durch eine besondere
Offenbarung der göttlichen Macht zur Erkenntnis und Annahme des
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Evangeliums geführt worden war. Eine von Gott selbst empfangene
Unterweisung hatte Paulus veranlaßt, die Galater in solch nachdrück-
licher und bestimmter Weise zu warnen und zu ermahnen. Deshalb
schrieb er nicht zögernd oder zweifelnd, sondern aus der Gewißheit
einer wohlbegründeten Überzeugung und aus umfassender Kenntnis.
Deutlich stellte er dar, welch ein Unterschied darin besteht, ob man
von Menschen belehrt oder unmittelbar von Christus unterwiesen
worden ist.
Der Apostel bat die Galater eindringlich, sich von den falschen
Führern zu trennen, durch die sie verführt worden waren, und zu
dem Glauben zurückzukehren, den unverkennbare Beweise göttli-
cher Bestätigung begleitet hatten. Die Männer, die versucht hatten,
sie vom Glauben an das Evangelium abwendig zu machen, waren
Heuchler, ungeheiligt in ihren Herzen und verdorben in ihrem Wan-
del. Ihre Frömmigkeit bestand in einer Reihe von Bräuchen, durch
deren Beachtung sie hofften, die Gunst Gottes erwerben zu können.
Sie hatten kein Verlangen nach einem Evangelium, das Gehorsam
gegenüber dem Wort verlangte: „Es sei denn, daß jemand von neuem
geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Johannes
3,3
. Eine auf derartiger Grundlage ruhende Religion fordere ein zu
großes Opfer, meinten sie. Deshalb beharrten sie bei ihren Irrtümern
und betrogen sich selbst und andere.