Seite 329 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Paulus als Gefangener
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hatten nach dem ihnen zuteil gewordenen Licht gelebt und seien
deshalb gerechter erfunden worden als Gottes auserwähltes Volk,
das von ihm abgefallen war und um Bequemlichkeit und irdischer
Ehre willen seine Grundsätze preisgegeben hatte.
Jesus sagte den Juden zu Nazareth eine erschreckende Wahrheit,
als er ihnen erklärte, daß der treue Gottesbote im abgefallenen Israel
nicht sicher leben könne. Sie würden weder seinen Wert schätzen
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noch seine Arbeit anerkennen. Während die jüdischen Oberen vorga-
ben, sich mit großem Eifer für Gottes Ehre und das Wohl des Volkes
einzusetzen, waren sie beider Feinde. Durch ihr Beispiel und ihre
Vorschriften führten sie das Volk immer weiter vom Gehorsam Gott
gegenüber ab und brachten es schließlich so weit, daß der Herr ihnen
in der Zeit der Not keine Zuflucht mehr sein konnte.
Des Heilands Worte des Tadels, die den Männern von Nazareth
galten, trafen im Falle des Apostels Paulus nicht nur auf die Ungläu-
bigen Juden, sondern auch auf seine eigenen Glaubensbrüder zu.
Hätten die Leiter der Gemeinde ihre Gefühle der Verbitterung gegen
Paulus überwunden und ihn als den anerkannt, der von Gott berufen
war, das Evangelium unter die Nichtjuden zu bringen, dann würde
der Herr ihnen seinen Knecht erhalten haben. Es entsprach nicht
der Absicht Gottes, daß die Arbeit des Apostels Paulus so bald zum
Abschluß kommen sollte; er vollbrachte aber auch kein Wunder,
um dem entgegenzutreten, was von den Leitern der Gemeinde zu
Jerusalem durch ihr Verhalten ausgelöst worden war.
Dieselbe Gesinnung führt immer noch zu den gleichen Folgen.
Die Gemeinde hat sich selbst schon mancher Segnung beraubt, weil
sie versäumte, Gottes Gnade wahrzunehmen und sich zunutze zu
machen. Gar oft hätte der Herr die Wirksamkeit treuer Diener verlän-
gert, wenn deren Arbeit gewürdigt worden wäre! Läßt die Gemeinde
es aber zu, daß der Seelenfeind die Worte und Handlungen des Die-
ners Christi entstellt und verkehrt auslegt, wagt sie es, sich ihm
hindernd in den Weg zu stellen und sein Wirken zu beeinträchtigen,
dann entzieht der Herr ihr zuweilen den verliehenen Segen.
Satan wirkt beständig durch seine Werkzeuge, um diejenigen zu
entmutigen und zu verderben, die Gott erwählt hat, ein bedeutendes
und gutes Werk zu tun. Selbst wenn sie bereit sind, für die Sache
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Christi ihr Leben hinzugeben, so wird der Erzbetrüger ihren Brü-
dern Zweifel einzuflößen versuchen, die, falls ihnen Raum gegeben