Seite 336 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
tes tief in seinem Innern bewegt. Sein erwachtes Gewissen regte
sich, und Felix empfand die Wahrheit der Worte des Paulus. Er erin-
nerte sich an seine schuldhafte Vergangenheit. Mit erschreckender
Deutlichkeit tauchten vor ihm die geheimen Geschehnisse seines
früheren lasterhaften Lebens auf das mit Blut befleckt war, sowie
die ununterbrochene Kette schwerer Untaten in den späteren Jahren.
Er erkannte, wie ausschweifend, grausam und habgierig er war. Nie
zuvor war ihm das so deutlich geworden, war sein Herz so von Ent-
setzen gepackt worden. Der Gedanke, daß alle Geheimnisse seines
verbrecherischen Lebens vor dem Auge Gottes aufgedeckt seien
und daß er nach seinen Werken gerichtet werden solle, ließ ihn vor
Furcht erzittern.
Statt sich aber durch sein Schuldgefühl zur Buße leiten zu lassen,
suchte er sich dieser unwillkommenen Entscheidung zu entziehen. Er
brach die Unterredung ab. „Gehe hin für diesmal; wenn ich gelegene
Zeit habe, will ich dich wieder rufen lassen.“
Apostelgeschichte
24,25
.
Welch ein Unterschied bestand doch zwischen dem Verhalten
des Landpflegers und des Kerkermeisters zu Philippi! So wie jetzt
Paulus vor Felix, so waren damals die Boten Gottes gefesselt vor den
Kerkermeister gebracht worden. Die Beweise göttlicher Kraft, die
sie brachten, ihre Freudigkeit trotz Leiden und Schmach, ihre Furcht-
losigkeit, als ein Beben die Erde erschütterte, und ihre christliche
Vergebungsbereitschaft, all das hatte den Kerkermeister überzeugt,
so daß er zitternd seine Sünden bekannte und Vergebung empfing.
Auch Felix zitterte, aber er bereute nicht. Während der Kerkermeister
den Geist Gottes freudig in sein Herz und Heim aufnahm, schickte
Felix den Gottesboten fort. Der eine wurde ein Kind Gottes und
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Erbe des Himmels, der andere erwählte das Geschick aller Übeltäter.
Zwei Jahre hindurch wurde nichts gegen Paulus unternommen;
dennoch blieb er gefangen. Felix besuchte ihn mehrere Male und hör-
te ihm aufmerksam zu. Der eigentliche Beweggrund für die schein-
bare Freundlichkeit war jedoch sehr selbstsüchtig. Er machte Andeu-
tungen, Paulus könnte gegen Entrichtung einer größeren Geldsumme
die Freiheit erlangen. (
Apostelgeschichte 24,26
). Paulus jedoch war
zu ehrlich, um seine Freiheit durch Bestechung zu erkaufen. Er war
keines Verbrechens schuldig, und so wollte er sich auch nicht dazu
hergeben, durch ein Unrecht die Freiheit zu erlangen. Außerdem