Seite 343 - Das Wirken der Apostel (1976)

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„Es fehlt nicht viel, du überredest mich ...“
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Bei dieser Gelegenheit war Festus darauf bedacht, zu Ehren sei-
ner Besucher großen Prunk zu entfalten. Die kostbaren Gewänder
des Landpflegers und seiner Gäste, die Schwerter der Soldaten und
die glitzernden Harnische ihrer Befehlshaber verliehen dem Gesche-
hen einen glanzvollen Rahmen.
Paulus stand den Versammelten gegenüber, noch immer mit Fes-
seln an den Händen. Welch ein Gegensatz bot sich hier dar! Agrippa
und Bernice verfügten über Macht und Ansehen, und deshalb hul-
digte ihnen die Welt. Aber ihnen fehlten die Charakterzüge, die Gott
schätzt. Sie waren Übertreter seines Gesetzes, verdorben in ihrem
Herzen wie in ihrem Wandel. Ihre Lebensweise erregte Abscheu im
Himmel.
Der an einen Wachsoldaten gekettete betagte Gefangene wies
dagegen in seiner äußeren Erscheinung nichts auf, was die Welt
hätte veranlassen können, ihn zu verehren. An dem Ergehen dieses
Mannes, der ohne Freunde, Reichtum und Ansehen dastand und
wegen seines Glaubens an den Sohn Gottes gefangengehalten wurde,
nahm aber der ganze Himmel Anteil. Engel waren seine Begleiter.
Wäre die Herrlichkeit auch nur eines der himmlischen Boten sichtbar
geworden, dann hätten alle königliche Pracht und aller königlicher
Stolz verblassen müssen. Der König und die Höflinge wären zu
Boden gestürzt wie einst die Hüter am Grabe Christi.
Festus stellte Paulus den Versammelten mit den Worten vor:
„König Agrippa und alle ihr Männer, die ihr mit uns hier seid, da
sehet ihr den, um welchen mich die ganze Menge der Juden ange-
gangen hat zu Jerusalem und auch hier und schrien, er dürfe nicht
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länger leben. Ich aber, da ich erkannte, daß er nichts getan hatte, was
des Todes wert sei, und er auch selber sich auf den Kaiser berief,
habe ich beschlossen, ihn dorthin zu senden. Etwas Gewisses aber
habe ich über ihn nicht, das ich meinem Herrn schreibe. Darum habe
ich ihn lassen herbringen vor euch, allermeist aber vor dich, König
Agrippa, auf daß ich nach geschehenem Verhör etwas habe, was
ich schreiben kann. Denn es erscheint mir unsinnig, einen Gefange-
nen zu schicken und keine Beschuldigung wider ihn anzuzeigen.“
Apostelgeschichte 25,24-27
.
König Agrippa räumte nun Paulus die Freiheit ein, in eigener
Sache zu reden. Der Apostel ließ sich weder durch die Pracht noch
durch den hohen Rang seiner Zuhörer einschüchtern. Er wußte,