Seite 349 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Seereise und Schiffbruch
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wurde das Schiff „ergriffen ... und konnte sich nicht wider den Wind
halten.“
Apostelgeschichte 27,13-15
.
Vom Sturm getrieben, näherte sich das Schiff der kleinen Insel
Klauda. Unter ihrem Schutz bereiteten sich die Schiffsleute auf das
Schlimmste vor. Das Rettungsboot, ihre einzige Zuflucht, sofern
das Schiff zerschellen sollte, hing noch im Schlepptau, konnte aber
jeden Augenblick zertrümmert werden. Man mußte es als erstes an
Deck ziehen. Dann wurden alle möglichen Vorkehrungen getroffen,
die das Schiff widerstandsfähiger gegen den Sturm machen sollten.
Der geringe Schutz, den ihnen die kleine Insel bot, währte nicht
lange, und bald waren sie wieder dem vollen Ungestüm des Sturmes
ausgesetzt.
Der Orkan tobte während der ganzen Nacht. Trotz aller Vor-
kehrungen wurde das Schiff so leck geschlagen, daß während „des
nächsten Tages Ladung ins Meer“ (
Apostelgeschichte 27,18
) gewor-
fen werden mußte. Wieder brach die Nacht herein, aber der Sturm
ließ nicht nach. Mit unverminderter Gewalt warf er das Schiff, dessen
Mast zertrümmert und dessen Segel zerfetzt waren, hin und her. Es
schien, als ob die ächzenden Planken jeden Augenblick nachgeben
müßten, so heftig schlingerte und zitterte das Schiff im Wüten des
Sturmes. Das Leck wurde zusehends größer. Unentwegt arbeiteten
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Reisende und Besatzung an den Pumpen. Keiner an Bord hatte auch
nur einen Augenblick Ruhe. „Am dritten Tage“, so schreibt Lukas,
„warfen sie mit eigenen Händen das Schiffsgerät hinaus. Da aber
in vielen Tagen weder Sonne noch Sterne erschienen und ein ge-
waltiges Ungewitter uns bedrängte, war alle Hoffnung auf Rettung
dahin.“
Apostelgeschichte 27,19.20
.
Vierzehn Tage lang trieben sie so dahin. Die Wolken verhüll-
ten die Sonne und auch die Sterne. Obwohl der Apostel körperlich
sehr litt, fand er doch auch in den dunkelsten Stunden aufmunternde
Worte und half wo immer es notwendig war. Vertrauensvoll um-
klammerte er den Arm des Allmächtigen; seine Seele war stille zu
Gott. Um sich selbst hatte er keine Angst, wußte er doch, daß Gott
ihn erhalten würde, um in Rom für die Wahrheit in Christus zu zeu-
gen. Aber von Herzen empfand er Mitleid mit den armen Menschen
um ihn herum, die in ihrem sündigen, armseligen Zustand völlig
unvorbereitet waren, zu sterben. Als er nun ernstlich Gott um die