Seite 367 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Von des Kaisers Hause
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Herrscher schließlich zitterten, als nähmen sie die Schrecken des
Tages des Herrn schon wahr.
Jetzt, da der Apostel lediglich auf seine Unterkunft angewiesen
war und nur denen die Wahrheit verkündigen konnte, die zu ihm
kamen, boten sich ihm keine derartigen Gelegenheiten mehr. Er hatte
nicht, wie einst Mose und Aaron, den Auftrag von Gott erhalten,
vor den ruchlosen Kaiser hinzutreten und im Namen des großen
„Ich bin“ (
2.Mose 3,14, Zürcher
) seine Grausamkeit und Gewalt-
tätigkeit zu bestrafen. Und doch wurde gerade zu dieser Zeit, als
der bedeutendste Verfechter des Evangeliums von aller öffentlichen
Arbeit so gut wie abgeschnitten war, ein großer Sieg für das Evan-
gelium errungen, denn sogar aus dem Hause des Kaisers wurden der
Gemeinde Glieder hinzugefügt.
Dabei hätte man sich kaum eine Umgebung denken können, die
dem Christentum abträglicher gewesen wäre als die des römischen
Hofes. Es schien, als ob Nero aus seiner Seele die letzte Spur des
Göttlichen, ja selbst des Menschlichen ausgelöscht und dafür Satans
Wesen angenommen hätte. Sein Gefolge und seine Höflinge waren
im allgemeinen nicht anders als er: zügellos, verkommen und ver-
dorben. So schien es für das Christentum unmöglich, am Hof und
im Palast Neros Fuß zu fassen.
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Doch wie in manch anderem Fall erwies sich auch hier des Paulus
Behauptung als Wahrheit, daß die Waffen, mit denen wir kämpfen,
„mächtig im Dienste Gottes“ sind, „zu zerstören Befestigungen“.
2.Korinther 10,4
. Sogar in Neros Haus errang das Kreuz seine Siege.
Von dem lasterhaften Gefolge eines noch lasterhafteren Fürsten
bekehrten sich einige und wurden Gottes Kinder. Sie waren nicht
nur im geheimen Christen, sondern bekannten sich öffentlich zu
ihrem Herrn und schämten sich ihres Glaubens nicht.
Wodurch konnte das Christentum dort Eingang finden und festen
Fuß fassen, da doch bereits seine bloße Duldung unmöglich schien?
In seinem Brief an die Philipper nennt Paulus es eine Frucht seiner
Gefangenschaft, daß sich einige aus dem Hause Neros zum Glauben
bekehrt haben. Weil er befürchtete, sie könnten annehmen, durch
seine Leiden würde der Fortschritt des Evangeliums behindert, versi-
cherte er: „Ich lasse euch aber wissen, liebe Brüder: wie es um mich
steht, das ist nur mehr zur Förderung des Evangeliums geraten.“
Philipper 1,12
.