Seite 368 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
Als die Christengemeinden erfuhren, daß Paulus Rom besuchen
werde, erwarteten sie zuerst einen bedeutenden Sieg des Evange-
liums in dieser Stadt. Paulus hatte die göttliche Wahrheit bereits
in viele Länder getragen und in vielen großen Städten verkündigt.
Sollte es diesem Kämpfer des Glaubens nicht auch in der Hauptstadt
der Welt gelingen, Menschen für Christus zu gewinnen?
Ihre Hoffnung war jedoch geschwunden, als sie erfuhren, daß
Paulus als Gefangener nach Rom gekommen war. Zuversichtlich
hatten sie erwartet, daß das Evangelium, wenn es erst einmal in
dieser Weltstadt Eingang gefunden habe, rasch zu allen Völkern
dringen und sich zu einer vorherrschenden Macht entfalten werde.
Wie groß war ihre Enttäuschung! Nun, menschliche Erwartungen
mögen fehlschlagen, doch Gottes Absichten sind damit noch lange
nicht vereitelt.
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Nicht durch seine Predigten, sondern durch seine Fesseln lenkte
Paulus die Aufmerksamkeit des Hofes auf den christlichen Glauben.
Selber ein Gefangener, befreite er viele von den Fesseln mit denen
die Sünde sie gefangen hielt. Doch damit nicht genug; er erklärte:
„Viele Brüder in dem Herrn haben aus meiner Gefangenschaft Zu-
versicht gewonnen und sind desto kühner geworden, Gottes Wort zu
reden ohne Scheu.“
Philipper 1,14
.
Die Geduld und Freudigkeit des Paulus während seiner langen
Haft, sein Mut und sein Glaube waren eine ständige Predigt. Seine
Geisteshaltung, so ganz anders als die der Welt, legte Zeugnis davon
ab, daß eine höhere Macht als eine irdische in ihm wohnte. Durch
sein Beispiel wurden die Christen angespornt, des Herrn Sache mit
größerem Eifer in der Öffentlichkeit zu vertreten, in der Paulus nun
nicht mehr wirken konnte. So übten die Fesseln des Apostels einen
nachhaltigen Einfluß aus. Wenn es auch so aussah, als wäre seine
Kraft gebrochen und als könnte er nichts mehr tun, wurden doch
Garben für Christus von den Feldern eingesammelt, die ihm völlig
unzugänglich zu sein schienen.
Noch vor dem Ende dieser zweijährigen Gefangenschaft konn-
te Paulus sagen: „Daß ich meine Fesseln für Christus trage, das
ist in dem ganzen Richthause und bei den andern allen offenbar
geworden.“
Philipper 1,13
. Und unter denen, die den Philippern
Grüße sandten, erwähnte er besonders „die von des Kaisers Hause.“
Philipper 4,22
.