Seite 409 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Ein treuer Unterhirte
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lieb?“ (
Johannes 21,15-17
) geprüft und erneut in seine Stellung
unter den Zwölfen eingesetzt worden. Dabei war ihm als Aufgabe
übertragen worden, die Herde des Herrn zu weiden. Als Bekehrter
und Angenommener sollte er nun nicht nur danach trachten, jene zu
retten, die noch nicht zur Herde gehörten, sondern auch ein Hirte
der Schafe zu sein.
Christus hatte nur eine Voraussetzung für den Dienst des Petrus
genannt: „Hast du mich lieb?“ Liebe ist die entscheidende Vorausset-
zung. Mochte Petrus auch jede andere Fähigkeit besitzen, so konnte
er doch ohne die Liebe Christi kein treuer Hirte der Herde Gottes
sein. Gewiß, auch Kenntnisse, Güte, Redegabe und Eifer sind in
diesem Werk wichtig; wo aber die Liebe Christi im Herzen fehlt, da
versagt der christliche Prediger in seiner Arbeit.
Die Liebe Christi ist kein gelegentlich aufflackerndes Gefühl,
sondern ein lebendiger Grundbestandteil, der in unserem Leben als
bleibende Kraft sichtbar werden soll. Sind Wesen und Wandel eine
Bestätigung der Wahrheit, die ein Hirte vertritt, dann wird Gott das
Siegel seines Wohlgefallens der Arbeit aufdrücken. Hirte und Herde
werden eins werden, verbunden durch die gemeinsame Hoffnung in
Christus.
Die Art und Weise, wie der Heiland mit Petrus umging, enthielt
für ihn wie für seine Brüder eine wichtige Lehre. Wenn Petrus auch
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seinen Herrn verleugnet hatte, so war doch Jesu Liebe zu ihm nie ins
Wanken geraten. Von nun an sollte der Apostel das Wort an andere
weiterreichen. Dafür war es unerläßlich, daß er dem Übertreter mit
Geduld, Mitgefühl und vergebender Liebe begegnete. In Erinnerung
an seine eigenen Schwächen und an sein Versagen sollte er die
ihm anvertrauten Schafe und Lämmer so liebevoll behandeln, wie
Christus ihn selbst behandelt hatte.
Menschen, die selbst dem Bösen ausgesetzt sind, stehen in der
Gefahr, die Angefochtenen und Irrenden schroff zu behandeln. Sie
können nicht in den Herzen lesen und wissen nichts von deren
Kampf und Schmerz. Daher müssen sie unbedingt lernen, wie man
mit Liebe tadelt, wie man Schläge austeilt, um zu bessern, wie man
warnt und dabei die Hoffnung nicht zuschanden werden läßt.
Während der ganzen Zeit seines Dienstes als Hirte wachte Pe-
trus treulich über die ihm anvertraute Herde. Damit erwies er sich
des ihm vom Heiland erteilten Auftrages und der ihm auferlegten