Seite 427 - Das Wirken der Apostel (1976)

Basic HTML-Version

Johannes, der Lieblingsjünger
423
Die Mängel im Charakter des Johannes traten bei verschiede-
nen Gelegenheiten des gemeinsamen Lebens mit dem Heiland stark
hervor. Christus sandte einmal Boten in ein Dorf der Samariter,
um die Einwohner zu bitten, einen Imbiß für ihn und seine Jünger
vorzubereiten. Als er sich aber dem Ort näherte, sah es so aus, als
wolle er nach Jerusalem weiterreisen. Das erregte den Neid der Sa-
mariter, und anstatt ihn zum Bleiben einzuladen, erwiesen sie ihm
nicht einmal das Entgegenkommen, das sie sonst jedem beliebigen
Reisenden zuteil werden ließen. Jesus drängt seine Gegenwart nie-
mandem auf, und die Samariter gingen des Segens verlustig, der
ihnen zuteil geworden wäre, wenn sie Jesus als Gast aufgenommen
hätten.
Die Jünger wußten, daß Christus die Samariter durch seine Ge-
genwart hatte segnen wollen; deshalb waren sie angesichts dieser
Kälte, Eifersucht und Unhöflichkeit überrascht und empört. Vor
allem Jakobus und Johannes ärgerten sich sehr darüber. Daß ihr
Meister, den sie hoch verehrten, derartig behandelt wurde, war in
ihren Augen ein so großes Unrecht, daß es sofort geahndet werden
mußte. In ihrem Eifer fragten sie: „Herr, willst du, so wollen wir
sagen, daß Feuer vom Himmel falle und verzehre sie, wie auch Elia
tat.“ Dabei bezogen sie sich auf die Vernichtung der samaritischen
[539]
Hauptleute und Soldaten, die seinerzeit ausgesandt worden waren,
um den Propheten Elia festzunehmen. Erstaunt stellten die Jünger
fest, daß ihre Worte Jesus schmerzten. Noch mehr aber waren sie
über die Zurechtweisung aus seinem Munde überrascht: „Wisset
ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Des Menschen Sohn ist
nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu
erhalten!“
Lukas 9,54-56
.
Es gehört nicht zu Christi Auftrag, Menschen zu zwingen, ihn
aufzunehmen. Satan dagegen und die Menschen, die von seinem
Geist beherrscht werden, trachten danach, Zwang auf das Gewissen
auszuüben. Unter dem Vorwand, sich für die Gerechtigkeit einzu-
setzen, bringen diese Menschen, die mit bösen Engeln im Bunde
stehen, zuweilen Leiden über ihre Mitmenschen, um ihnen ihre re-
ligiösen Anschauungen aufzunötigen. Christus jedoch erweist sich
stets barmherzig, immer sucht er Menschen dadurch zu gewinnen,
daß er ihnen seine Liebe offenbart. Er kann keinem Rivalen Raum in
der Seele lassen noch sich mit einem halben Dienst begnügen. Doch