Seite 430 - Das Wirken der Apostel (1976)

Basic HTML-Version

426
Das Wirken der Apostel
Die Lehre Christi, daß Sanftmut, Geduld und Liebe wesentliche
Voraussetzungen für ein Wachstum in der Gnade und für die Brauch-
barkeit in seinem Dienst sind, war für Johannes von höchstem Wert.
[542]
Sorgfältig prägte er sie sich ein und trachtete beständig danach, daß
sein Leben dem göttlichen Vorbild ähnlich werde. Johannes hatte zu
erkennen angefangen, worin die Herrlichkeit Christi besteht — nicht
in weltlicher Pracht und Macht, auf die zu hoffen er gelehrt worden
war, sondern daß es sich um „eine Herrlichkeit als des eingeborenen
Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (
Johannes 1,14
)
handelt.
Die innige Zuneigung des Johannes zu seinem Meister hatte
nicht Christi Liebe zu ihm zur Folge, sondern war das Ergebnis
seiner Liebe. Johannes wünschte Jesus ähnlich zu werden, und unter
dem umwandelnden Einfluß der Liebe Christi wurde er sanftmütig
und demütig. Sein Ich war in Jesus verborgen. Mehr als alle seine
Mitjünger ordnete sich Johannes der Macht jenes wunderbaren Le-
bens unter. Er bekannte: „Das Leben ist erschienen, und wir haben
gesehen ... das Leben.“
1.Johannes 1,2
. „Und von seiner Fülle haben
wir alle genommen Gnade um Gnade.“
Johannes 1,16
. Johannes
kannte den Heiland aus persönlicher Erfahrung. Die Lehren seines
Meisters waren ihm ins Herz geschrieben. Wenn er von der Gnade
des Heilandes sprach, dann verlieh die Liebe, die sein ganzes Wesen
durchdrang, seinen Worten Vollmacht.
Diese innige Liebe zu Jesus ließ Johannes immer danach trach-
ten, in seiner Nähe zu bleiben. Wohl liebte der Heiland alle Zwölf
doch keiner von ihnen war innerlich so aufgeschlossen wie Johannes.
Er war jünger als die andern und hatte mit der Treuherzigkeit eines
Kindes sein Herz dem Herrn geöffnet. So kam er in immer innigere
Übereinstimmung mit Christus, und durch ihn teilte der Erlöser seine
tiefsten geistlichen Lehren seinem Volke mit.
Jesus liebt alle; die den himmlischen Vater recht darstellen, und
Johannes konnte von der Liebe des Vaters reden wie kein anderer
Jünger. Er bezeugte seinen Mitmenschen, was er in seinem Innern
empfand, und offenbarte in seinem Charakter die Eigenschaften
[543]
Gottes. Die Herrlichkeit des Herrn fand Ausdruck in seinem An-
gesicht. Die Schönheit, die der Heiligkeit entspringt, und die ihn
umgewandelt hatte, ließ sein Angesicht wie Christi Antlitz strah-
len. In Anbetung und Liebe blickte er auf den Heiland, bis er nur