Seite 433 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Ein treuer Zeuge
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kannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir
sollen auch das Leben für die Brüder lassen.“
1.Johannes 3,16
.
Als die Jünger nach der Ausgießung des Heiligen Geistes hinaus-
zogen, um den lebendigen Heiland zu verkündigen, war ihr einziges
Ziel die Rettung von Menschen. Dabei wurden sie erfreut und ge-
stärkt durch die beglückende Gemeinschaft mit den Gläubigen. Sie
waren rücksichtsvoll, aufmerksam, selbstlos und um der Wahrheit
willen zu jedem Opfer bereit. Im täglichen Umgang bewiesen sie
einander die Liebe, die Christus ihnen geboten hatte. Durch selbst-
lose Worte und Taten trachteten sie danach, diese Liebe auch in den
Herzen anderer zu entfachen.
Eine solche Liebe sollten die Gläubigen allezeit üben und in
willigem Gehorsam das neue Gebot befolgen. So innig sollten sie
mit Christus verbunden sein, daß sie all seinen Forderungen nach-
zukommen imstande waren. Sie waren ausersehen, durch ihr Leben
die Macht des Erlösers zu verherrlichen, der sie durch seine Gerech-
tigkeit rechtfertigen konnte.
Allmählich trat jedoch ein Wandel ein. Die Gläubigen fingen
an, bei anderen nach Mängeln zu suchen. Während sie sich mit
Fehlern beschäftigten und sich in unfreundlicher Kritik ergingen,
verloren sie den Heiland und seine Liebe aus den Augen. Sie wurden
strenger in der Beachtung äußerer Formen und legten mehr Gewicht
auf die bloße Lehre als auf das Ausleben des Glaubens. In ihrem
Eifer, andere zu verurteilen, übersahen sie die eigenen Fehler. So
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nahm die brüderliche Liebe, die Christus geboten hatte, bei ihnen ab.
Das Traurigste dabei war, daß sie sich dieses Verlustes nicht einmal
bewußt wurden. Sie merkten nicht, daß Glück und Freude aus ihrem
Leben schwanden und daß sie bald in Finsternis geraten würden,
weil sie ihre Herzen der Liebe Gottes verschlossen hatten.
Als Johannes erkannte, daß die brüderliche Liebe in der Gemein-
de immer geringer wurde, wies er die Gläubigen darauf hin, daß
sie diese Liebe ständig brauchten. Seine Briefe an die Gemeinden
sind angefüllt mit diesem Gedanken. „Ihr Lieben“, so heißt es da,
„lasset uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer
liebhat, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebhat,
der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe. Darin ist erschienen die
Liebe Gottes unter uns, daß Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt
hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen. Darin steht die Liebe: