Seite 451 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Patmos
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Felsen, die Geheimnisse der Tiefe und die Pracht des Himmelszeltes
vermittelten ihm wichtige Lehren. Sie alle legten Zeugnis ab von
Gottes Macht und Herrlichkeit.
Rings um sich her sah der Apostel Zeugen der Sintflut, die über
die Erde hereingebrochen war, weil ihre Bewohner Gottes Gesetz
freventlich übertreten hatten. Die Felsblöcke, die durch die Gewalt
des Wassers aus der Tiefe und aus dem Schoß der Erde heraus-
geschleudert worden waren, erinnerten ihn daran, wie schrecklich
Gottes Zorn gewesen sein mußte. In der Stimme vieler Wasser —
„eine Tiefe ruft die andere“ (
Psalm 42,8
) — vernahm der Prophet
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die Stimme des Schöpfers. Das von erbarmungslosen Winden zur
Raserei aufgepeitschte Meer wurde ihm zum Bild des Zornes eines
gekränkten Gottes. Daß aber die mächtigen Wogen auch in ihrem
schrecklichen Aufruhr wie von unsichtbarer Hand in den ihnen ge-
setzten Grenzen gehalten wurden, bezeugte ihm die Herrschaft des
Allmächtigen. Er wurde sich bewußt, wie schwach und töricht sterb-
liche Menschen im Vergleich dazu sind, die schließlich zu Staub
vergehen. Sie rühmen sich ihrer Weisheit und Stärke und lehnen
sich gegen den Herrn des Weltalls auf, als ob Gott ihresgleichen
wäre. Die Felsen erinnerten Johannes an Christus, den Fels seiner
Stärke, in dessen Schutz er sich furchtlos bergen konnte. Von dem
auf das felsige Patmos verbannten Apostel stiegen aus verlangendem
Herzen inbrünstige Gebete zu Gott empor, so sehnte er sich nach
ihm.
Die Geschichte des Johannes liefert ein treffendes Beispiel dafür,
wie Gott seine betagten Diener gebrauchen kann. Als Johannes nach
der Insel Patmos verbannt wurde, meinten viele, daß es nun mit
seinem Wirken vorbei sei und er wie ein geknicktes Rohr zusam-
menbrechen werde. Aber der Herr hielt es für gut ihn noch länger zu
gebrauchen. Obwohl Johannes von seiner früheren Wirkungsstätte
verbannt war, hörte er doch nicht auf für Gottes Wahrheit zu zeugen.
Selbst auf der Insel Patmos gewann er Freunde und Nachfolger Jesu.
Ihm war eine frohe Botschaft anvertraut worden, die Verkündigung
des auferstandenen Heilandes, der im Himmel für sein Volk Fürbitte
einlegt, bis er wiederkommt, um die Seinen zu sich zu nehmen. Und
gerade jetzt, da Johannes im Dienst seines Herrn ergraut war, emp-
fing er mehr Botschaften von Gott als während der früheren Jahre
seines Lebens.