Seite 456 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
Die Glieder der Gemeinde waren in ihrem Wesen und Tun mit
einander eins geworden. Die Liebe zu Christus war die goldene
Kette, die sie zusammenhielt. Sie wuchsen in der Erkenntnis des
Herrn und offenbarten in ihrem Leben die Freude und den Frieden
Christi. Die „Waisen und Witwen“ besuchten sie „in ihrer Trübsal“
und bemühten sich, „von der Welt unbefleckt“ (
Jakobus 1,27
) zu
bleiben. Sie wußten, daß ein diesbezügliches Versäumnis ihrerseits
ihrem Bekenntnis widerspräche und einem Verleugnen ihres Erlösers
gleichkäme.
In jeder Stadt ging das Werk voran. Menschen bekehrten sich,
die sich wiederum dazu getrieben fühlten, anderen von der unschätz-
baren Gabe zu erzählen, die sie empfangen hatten. Sie konnten
nicht eher ruhen, bis das Licht, das sie erleuchtet hatte, auch an-
deren schien. So war bald eine große Zahl von Ungläubigen mit
den Grundlagen der christlichen Hoffnung bekannt gemacht worden.
Herzliche, vom Geiste Gottes gewirkte persönliche Aufrufe ergingen
an die Irrenden, Ausgestoßenen und auch an solche, welche zwar
vorgaben, die Wahrheit zu kennen, die aber doch die Lüste mehr
liebten als Gott. (
2.Timotheus 3,4
).
Mit der Zeit aber ließ der Eifer der Gläubigen nach und ihre Liebe
zu Gott und untereinander nahm ab. Kälte schlich in die Gemeinden
ein. Manche vergaßen, unter welch wunderbaren Umständen sie
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die Wahrheit kennengelernt hatten. Von den alten Bannerträgern
starb einer nach dem andern auf seinem Posten. Manche der jün-
geren Arbeiter, die eigentlich schon einen Teil der Lasten dieser
Bahnbrecher hätten auf sich nehmen sollen, um sich zu einsichtigen
Führern heranzubilden, waren der so oft wiederholten Wahrheiten
überdrüssig geworden. In ihrem Verlangen nach Neuem und Aufse-
henerregendem versuchten sie, neue Lehren einzuführen, die vielen
angenehmer erschienen, aber nicht im Einklang mit den Grundsät-
zen des Evangeliums standen. In ihrem Selbstvertrauen und ihrer
geistlichen Blindheit begriffen sie nicht, daß diese spitzfindigen
Anschauungen viele dazu verführen würden, die Erfahrungen der
Vergangenheit in Frage zu stellen, und so Verwirrung und Unglauben
aufkommen könnten.
Als diese Irrlehren mit Nachdruck verfochten wurden, erhoben
sich Meinungsverschiedenheiten, und die Blicke vieler wurden von
Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, abgelenkt. Die