Seite 83 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Der erste christliche Märtyrer
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sah, als ob sich Christus gerade von seinem Thron erhoben hätte,
um seinem Diener beizustehen. Triumphierend rief Stephanus aus:
„Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur
Rechten Gottes stehen.“
Apostelgeschichte 7,55
.
Die Beschreibung der Herrlichkeit, die seine Augen wahrnah-
men, war unerträglich für seine Verfolger. Um seine Worte nicht zu
hören, hielten sie sich die Ohren zu, brachen in lautes Geschrei aus,
stürmten auf ihn ein, „stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn
... Stephanus ... betete und sprach: ‚Herr Jesus, nimm meinen Geist
auf¡ Er kniete aber nieder und schrie laut: ‚Herr, behalte ihnen diese
Sünde nicht¡ Und als er das gesagt, entschlief er.“
Apostelgeschichte
7,56-59
. Kein rechtsgültiges Urteil war gefällt worden, vielmehr
waren die römischen Behörden mit hohen Geldsummen bestochen
worden, diesen Fall nicht weiter zu untersuchen.
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Der Märtyrertod des Stephanus beeindruckte alle Augenzeugen
tief. Die Erinnerung an das göttliche Siegel auf seinem Angesicht
und seine Worte, die die Herzen aller Hörer bewegt hatten, präg-
ten sich dem Gedächtnis der Anwesenden ein und bezeugten die
Wahrheit dessen, was er gepredigt hatte. Sein Tod war eine schwere
Prüfung für die Gemeinde, aber er hatte gleichzeitig die Bekehrung
Sauls zur Folge, der den Glauben und die Standhaftigkeit dieses
Märtyrers nie mehr aus seinem Gedächtnis löschen konnte.
Während des Verhörs und des Todes des Stephanus schien Sau-
lus von wahnsinnigem Eifer erfüllt. Hinterher ärgerte er sich über
seine eigene geheime Überzeugung, Stephanus sei gerade zu der Zeit
von Gott geehrt worden, als die Menschen ihn entehrten. Saulus fuhr
fort, die Gemeinde Gottes zu verfolgen, jagte den Gläubigen nach,
nahm sie in ihren Häusern fest und lieferte sie den Priestern und
Obersten zu Gefängnis und Tod aus. Der Eifer, mit dem er die Verfol-
gung betrieb, versetzte die Christen zu Jerusalem in Schrecken. Die
römischen Behörden unternahmen nichts, dem grausamen Wirken
Einhalt zu gebieten, ja, insgeheim unterstützten sie die Juden, um
diese für sich zu gewinnen und ihre Gunst zu erwerben.
Nach dem Tode des Stephanus wurde Saulus in Anerkennung
seiner dabei erworbenen Verdienste zum Mitglied des Hohen Rates
gewählt. Eine Zeitlang war er ein mächtiges Werkzeug in der Hand
Satans, um dessen empörerische Anschläge gegen den Sohn Gottes
auszuführen. Doch bald sollte dieser hartnäckige Verfolger, der jetzt