Seite 82 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Wirken der Apostel
dem sollt ihr gehorchen.“
5.Mose 18,15
. Während er seine Treue
zu Gott und zum jüdischen Glauben bekräftigte, wies er zugleich
nach, daß das Gesetz, in dem die Juden ihr Heil suchten, Israel nicht
vor dem Götzendienst hatte bewahren können. Er machte den Zu-
sammenhang zwischen Jesus und der ganzen jüdischen Geschichte
deutlich, wies auf Salomos Tempelbau hin und führte die Worte des
Propheten Jesaja an: „Der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die
mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: ‚Der Himmel
ist mein Thron und die Erde meiner Füße Schemel; was wollt ihr
mir denn für ein Haus bauen‘, spricht der Herr, ‚oder welches ist
die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles gemacht¿“
Apostelgeschichte 7,48-50
.
Kaum war Stephanus bis dahin gekommen, da brach ein Tumult
unter dem Volk aus. Als er Christus mit den Weissagungen des Alten
Testaments in Verbindung brachte und so auch vom Tempel redete,
zerriß der Priester — angeblich vor Entsetzen — sein Gewand. Für
Stephanus war das ein Zeichen dafür, daß man seine Stimme bald für
immer zum Schweigen bringen wollte. Er sah, welchen Widerstand
seine Worte hervorriefen, und wußte, daß er sein letztes Zeugnis
ablegte. Obgleich er erst bis zur Mitte seiner Predigt gekommen
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war, schloß er sie plötzlich ab. Seine geschichtliche Darlegung jäh
abbrechend, wandte er sich an seine wütenden Richter und rief:
„ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr
widerstrebet allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter so auch ihr.
Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben
getötet, die da zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten,
dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. Ihr habt das
Gesetz empfangen durch der Engel Dienste und habt‘s doch nicht
gehalten.“
Apostelgeschichte 7,51-53
.
Darüber gerieten die Priester und Obersten außer sich vor Zorn.
Sie glichen mehr wilden Tieren als menschlichen Wesen, als sie
zähneknirschend über Stephanus herfielen. In den haßerfüllten Ge-
sichtern rings um ihn las der Gefangene, welches Geschick ihm
bevorstand; aber er wankte nicht. Alle Todesfurcht war von ihm
gewichen. Die erzürnten Priester und der erregte Pöbel konnten ihn
nicht schrecken. Das Bild vor ihm entschwand seinen Blicken. Vor
seinen Augen standen die Pforten des Himmels weit offen. Er blickte
hindurch und schaute die Herrlichkeit am Throne Gottes. Und er