Seite 99 - Das Wirken der Apostel (1976)

Basic HTML-Version

Vom Verfolger zum Jünger
95
Die Gebete des reumütigen Pharisäers waren nicht vergeblich.
Die göttliche Gnade wandelte die tiefsten Regungen und Gedanken
seines Herzens um, wodurch all seine Fähigkeiten in Übereinstim-
mung mit den ewigen Absichten Gottes gebracht wurden. Christus
und seine Gerechtigkeit galten ihm hinfort mehr als die ganze Welt.
Die Bekehrung des Saulus ist ein eindrucksvoller Beweis für die
wunderwirkende Macht des Heiligen Geistes, die Menschen ihrer
Sünde zu überführen vermag. Saulus hatte tatsächlich geglaubt, daß
Jesus von Nazareth das Gesetz Gottes mißachtet und seine Jünger
gelehrt habe, es sei nicht mehr gültig. Nach seiner Bekehrung aber
erkannte er in Jesus den, der mit der ausdrücklichen Absicht auf die
Welt gekommen war, für das Gesetz seines Vaters einzutreten. Er
war überzeugt davon, daß Jesus selbst der Urheber des ganzen jüdi-
schen Opferdienstes war. Er erkannte, daß bei der Kreuzigung das
Bildhafte zur Wirklichkeit geworden war und daß sich in Jesus die
alttestamentlichen Prophezeiungen über den Erlöser Israels erfüllt
hatten.
Der Bericht von der Bekehrung des Saulus vermittelt uns bedeut-
same Grundsätze, an die wir immer denken sollten. Saulus wurde
in die unmittelbare Gegenwart Christi versetzt, ihn hatte Christus
[123]
zu einem überaus wichtigen Werk ausersehen, nämlich ein „aus-
erwähltes Rüstzeug“ (
Apostelgeschichte 9,15
) zu sein. Doch der
Herr sagte ihm nicht sogleich, welche Aufgabe ihm übertragen war.
Er stellte sich ihm in den Weg und überführte ihn der Sünde; als
Saulus aber fragte: „Herr, was soll ich tun?“ (
Apostelgeschichte
22,10
), brachte der Heiland den suchenden Juden in Verbindung mit
seiner Gemeinde. Dort sollte er Gottes Wirken und Absichten für
sich erfahren.
Das wunderbare Licht, das die Dunkelheit um Saulus erhellte,
war das Werk des Herrn; aber auch durch die Jünger sollte ein Werk
für ihn geschehen. Christus hatte sich ihm offenbart und ihn über-
führt; nun befand sich der Reumütige in einer solchen Verfassung,
daß er von denen zu lernen imstande war, die Gott ausersehen hatte,
seine Wahrheit zu lehren.
Während Saulus allein im Hause des Judas betete und demütig
flehte, erschien der Herr einem „Jünger zu Damaskus mit Namen
Ananias ... in einem Gesicht“ und eröffnete ihm, daß Saulus von
Tarsus bete und der Hilfe bedürfe. „Der Herr sprach zu ihm: Stehe