Seite 12 - Der Weg zu Christus (1975)

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Der Weg zu Christus
denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.“
Matthäus
11,27
. Als einer der Jünger die Forderung stellte „Herr, zeige uns
den Vater“, da antwortete Jesus: „So lange bin ich bei euch, und du
kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater;
wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater?“
Johannes 14,8.9
.
In der Schilderung seiner irdischen Aufgabe sagte Jesus: „Der
Geist des Herrn ist bei mir, darum daß er mich gesalbt hat; er hat
mich gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen
die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, daß sie los
sein sollen, und den Blinden das Gesicht und den Zerschlagenen, daß
sie frei und ledig sein sollen.“
Lukas 4,18
. Dies war sein Werk. Er
zog umher, tat wohl und machte alle gesund, die vom Teufel überwäl-
tigt waren. Es gab viele Dörfer, in deren Häusern man nicht mehr das
Seufzen und Klagen der Kranken vernahm; denn er war hindurch-
gegangen und hatte die Kranken geheilt. Seine Werke erbrachten
den Beweis seiner göttlichen Sendung. Liebe, Barmherzigkeit und
tiefes Mitgefühl zeigten sich in jeder Handlung seines Lebens. Sein
Herz suchte die Menschen in liebevollem Erbarmen. Er nahm die
menschliche Natur an, um desto besser unsern Bedürfnissen gerecht
zu werden. Die Ärmsten und Geringsten waren nicht bange, sich
ihm zu nähern; selbst die Kinder fühlten sich zu ihm hingezogen.
Sie saßen gern zu seinen Füßen und auf seinen Knien und schauten
zutraulich in sein ausdrucksvolles Antlitz; denn es strahlte Liebe
aus.
Jesus unterdrückte auch nicht ein Wort der Wahrheit, aber er
sagte sie stets in Liebe. In seinem alltäglichen Umgang mit dem
Volk war der Heiland voller Schicklichkeitsgefühl, aufmerksam und
besorgt. Nie war er unhöflich oder unfreundlich, nie sprach er ohne
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Ursache ein hartes Wort, nie kränkte er unnötig ein fühlendes Herz.
Er sagte die Wahrheit, aber immer in Liebe. Menschliche Schwäche
verurteilte er nicht, wohl aber rügte er die Heuchelei, den Unglauben
und die Ungerechtigkeit; doch tat er dies nur mit Tränen in den
Augen und mit bewegter Stimme. Er weinte über Jerusalem, die
Stadt, die er so lieb hatte und die sich weigerte, ihn aufzunehmen,
ihn den Weg, die Wahrheit und das Leben. Obgleich die Bewohner
Jerusalems den Heiland verworfen hatten, blickte er doch auf sie mit
erbarmender Liebe. Sein Leben war ein Leben der selbstverleug-
nenden und nachdenklichen Fürsorge für andere. In seinen Augen