Gottes Liebe zu uns Menschen
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war jeder Mensch wertvoll. Während er stets eine göttliche Wür-
de bewahrte, beugte er sich doch mit zartester Rücksicht zu jedem
Glied der Hausgenossenschaft Gottes herab. In allen Menschen sah
er Geschöpfe, deren Errettung vom ewigen Tod seine Aufgabe war.
Christus offenbarte in seinem Leben sein Wesen; dies ist zu-
gleich das Wesen Gottes. Aus des Vaters Herzen fließen die Ströme
göttlicher Barmherzigkeit, zeigen sich in Christus und ergießen sich
über die Menschen. Jesus, der barmherzige, liebevolle Heiland, wur-
de Gott, „offenbart im Fleisch“.
1.Timotheus 3,16
.
Christus lebte, litt und starb, um uns zu erlösen. Er wurde ein
„Mann der Schmerzen“, auf daß wir an der ewigen Freude teilhätten.
Gott ließ es zu, daß sein geliebter Sohn, voller Gnade und Wahrheit,
aus einem Reich unbeschreiblicher Herrlichkeit in eine von Sünden
verderbte und vergiftete Welt kam, die von dem Schatten des Todes
und dem Fluche verdunkelt war. Er stellte es ihm frei, den Himmel
zu verlassen, auf die Anbetung der Engel zu verzichten und dafür
Schande, Beleidigung, Demütigung, Haß, ja den Tod zu erdulden.
„Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine
Wunden sind wir geheilt.“
Jesaja 53,5
. In der Wüste, in Gethsemane
und am Kreuz nahm der reine Sohn Gottes die Last der Sünde auf
sich. Er, der mit Gott eins gewesen war, fühlte die furchtbare Tren-
nung, die die Sünde zwischen Gott und den Menschen verursacht.
Dieses Bewußtsein entlud sich in seinem Schmerzensschrei: „Mein
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Matthäus 27,46
.
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Die Schwere der Sünde, das Gefühl ihrer entsetzlichen Tragweite,
ihrer Macht, den Menschen von Gott zu trennen, brach das Herz des
Gottessohnes.
Christus entschloß sich zu diesem großen Opfer jedoch nicht,
um in dem Herzen des himmlischen Vaters Liebe zu den Menschen
wachzurufen oder ihn willig zu machen, uns zu erlösen. Nein, nein!
„Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn
gab.“
Johannes 3,16
. Der Vater liebt uns nicht des großen Sühnopfers
wegen, sondern er ersah es, weil er uns liebte. Christus wurde zum
Mittler, durch den Gott seine unendliche Liebe auf die in Sünden
gefallene Welt ausgoß. „Denn Gott war in Christo und versöhnte die
Welt mit ihm selber.“
2.Korinther 5,19
. Gott litt mit seinem Sohn.
In der Seelenangst im Garten Gethsemane und beim Todeskampf
am Kreuz auf Golgatha bezahlte die ewige Liebe den hohen Preis