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Der Weg zu Christus
Wir dürfen uns nicht damit begnügen, die liebevolle Güte Gottes
zu verstehen; nicht, das Wohlwollen und die väterliche Zartheit
seines Wesens zu erkennen. Wir dürfen nicht damit zufrieden sein,
die Weisheit und Gerechtigkeit seines Gesetzes zu begreifen; nicht,
zu wissen, daß es auf den ewigen Grundsatz der Liebe gegründet ist.
Der Apostel Paulus hatte dies alles erkannt, als er schrieb: „So ich
aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, daß das Gesetz gut
sei.“ „Das Gesetz ist ja heilig, und das Gebot ist heilig, recht und
gut.“
Römer 7,16.12
. Doch er fügt in Seelenangst und Verzweiflung
hinzu: „Ich bin aber fleischlich, unter die Sünde verkauft.“
Römer
7,14
. Er sehnte sich nach der Reinheit, nach der Gerechtigkeit, die
er aus sich nicht erlangen konnte, und rief deshalb aus: „Ich elender
Mensch! wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“
Römer 7,24
. Das ist derselbe Schmerzensruf, den viele beladene
Herzen in allen Landen und zu allen Zeiten ausgestoßen haben. Auf
diese Frage gibt es nur eine Antwort: „Siehe, das ist Gottes Lamm,
welches der Welt Sünde trägt!“
Johannes 1,29
.
Zahlreich sind die Bildreden des Geistes Gottes. Dadurch ver-
sucht er, diese Wahrheit zu erläutern und sie denen klarzumachen,
die nach Freiheit von der Sündenlast verlangen. Als Jakob nach dem
Betruge an seinem Bruder Esau aus dem Hause des Vaters floh,
drückte ihn das Bewußtsein der Schuld zu Boden. Verlassen und
verstoßen, losgelöst von allem, was ihm das Leben teuer und wert
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machte, litt er am meisten unter dem Druck des einen Gedankens,
daß seine Sünde ihn von Gott getrennt habe und er vom Himmel
aufgegeben sei. In seiner Betrübnis legte er sich auf den bloßen
Erdboden nieder, um zu ruhen. Rings um ihn die einsamen Hügel
und über ihm der Himmel in seiner Sternenpracht. Als er schlief,
überkam ihn ein wunderbarer Traum. Von dem Boden, auf dem er
ruhte, sah er eine Leiter bis an die Pforten des Himmels reichen, auf
der die Engel Gottes empor- und herniederstiegen; aus dem geöff-
neten Himmel aber vernahm er eine göttliche Botschaft des Trostes
und der Hoffnung. Dieses Gesicht zeigte Jakob, was dem Bedürfnis
und Verlangen seiner Seele entsprach einen Heiland. Mit Freude
und Dankbarkeit sah er den Weg, auf dem er als Sünder wieder zur
Gemeinschaft mit Gott kommen konnte. Die geheimnisvolle Leiter
im Traum stellte Jesus dar, den alleinigen Mittler zwischen Gott und
Mensch.