Bekenntnis der Sünden
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den. Der einzige Grund, weshalb uns noch keine Vergebung unserer
Sünden zuteil geworden ist, kann nur der sein, daß wir unsere Herzen
nicht demütigen und uns den Bedingungen der göttlichen Wahrheit
nicht unterwerfen wollen. Die Heilige Schrift belehrt uns genugsam
über diesen Gegenstand. Das Bekenntnis der Sünde, mag es nun
allgemeines oder persönliches sein, sollte aufrichtig und frei ausge-
drückt, aber nicht dem Sünder abgenötigt werden; es darf auch nicht
in leichtfertiger und sorgloser Weise erfolgen oder denen abgefor-
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dert werden, die noch keine klare Vorstellung von dem entsetzlichen
Wesen der Sünde haben. Wenn das Bekenntnis der Ausfluß unseres
Innersten ist, dann findet es seinen Weg zum Gnadenstuhl Gottes.
Der Psalmänger drückt es so aus: „Der Herr ist nahe bei denen, die
zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagen
Gemüt haben.“
Psalm 34,19
.
Wahres Bekenntnis hat stets ein besonderes Merkmal: es gesteht
die einzelnen Sünden ein. Es gibt solche, die wir nur Gott bringen
dürfen, aber auch solche, die wir unsern Mitmenschen bekennen
müssen, die durch unsere Lieblosigkeit manches Unrecht erlitten
haben. Schließlich gibt es Sünden von allgemeiner Bedeutung. Diese
sollten dann ebenso öffentlich bekannt werden. Alle Geständnisse
aber sollten bestimmt und deutlich sein und gerade die Sünden bei
Namen nennen, deren wir uns schuldig gemacht haben.
Zur Zeit Samuels fielen die Kinder Israels von Gott ab. Sie litten
unter den Folgen ihrer Sünde; denn sie hatten ihren Glauben an Gott
verloren, ihre Erkenntnis seiner Kraft und Weisheit, die Geschicke
der Völker zu leiten, und das Vertrauen in seine Macht, sein Werk zu
verteidigen und hinauszuführen. Sie wandten sich von dem großen
Beherrscher des Weltalls ab und sehnten sich nach einer Leitung,
wie sie die Völker in ihrer Umgebung hatten. Ehe sie den Frieden
wiederfanden, legten sie ein bestimmtes Bekenntnis ab, und zwar
mit folgenden Worten: „Denn über alle unsre Sünden haben wir auch
das Übel getan, daß wir uns einen König erbeten haben.“
1.Samuel
12,19
. Diese Sünde war es gerade, die sie eingestehen mußten. Ihre
Undankbarkeit lastete schwer auf ihren Herzen und trennte sie von
Gott.
Ein Sündenbekenntnis ohne aufrichtige Reue und Besserung ist
Gott nicht angenehm. Unser ganzes Leben muß sich umgestalten,
alles Gott nicht Wohlgefällige muß daraus verbannt werden. Dies