Seite 39 - Der Weg zu Christus (1975)

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seiner Geschöpfe die irdischen Freuden. Die göttlichen Gebote for-
dern uns auf, solche Wünsche zu bannen, die uns Leiden und bittere
Enttäuschung bringen, uns schon im Leben unglücklich machen, ja
uns die Tür zum wahren Glück und dann zum Himmel verschließen.
Der Erlöser der Welt nimmt die Menschen an, wie sie sind, mit all
ihren Bedürfnissen, Unvollkommenheiten und Schwächen. Er will
uns mit seinem Blut nicht nur von der Sünde reinigen und uns erlö-
sen, sondern will das heiße Verlangen all derer stillen, die geduldig
sein Joch auf sich nehmen und seine Last tragen. Allen, die um des
Lebensbrotes willen zu ihm kommen, möchte er Frieden und Ruhe
geben. Er legt uns nur solche Pflichten auf, die unsere irdischen
Schritte zur himmlischen Seligkeit lenken, die der Ungehorsame nie
erlangen kann. Das wahre, freudvolle Leben besteht nun darin, daß
Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit, in uns Gestalt gewonnen
hat.
Du fragst: Wie kann ich mich Gott ganz ergeben? Dies ist dein
Wunsch. Ihn aber aus eigener Kraft zu erfüllen, bist du zu ohnmäch-
tig und zu schwach; denn du bist in Banden des Zweifels und in den
Gewohnheiten eines sündigen Leibes gefangen. Deine Versprechun-
gen und Vorsätze sind auf Sand gebaut; du bist nicht imstande, deine
Gedanken, Leidenschaften und Gefühle im Zaum zu halten. Deine
gebrochenen Versprechen und nicht gehaltenen Gelübde haben dein
Vertrauen zur eigenen Aufrichtigkeit untergraben; du bist verzagt
und meinst, Gott könne dich nicht annehmen. Doch verzweifle nicht!
Lerne nur erst die echte Willensstärke erkennen. Sie ist die führende
Macht in der menschlichen Natur: die Macht der Entscheidung oder
der Wahl. Alles hängt von der richtigen Tätigkeit des Willens ab.
Diese Fähigkeit, zu wählen, hat Gott den Menschen gegeben; an dir
liegt es, sie zu üben. Du kannst zwar dein Herz nicht verändern, du
kannst Gott aus eigener Kraft nicht lieben; es liegt aber in deiner
freien Wahl, ihm zu dienen. Du kannst ihm deinen Willen übergeben,
dann wird er in dir das Wollen und das Vollbringen nach seinem
Wohlgefallen wirken. Dann wird deine ganze Wesenheit dem Geiste
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Christi untertan; all deine Liebe vereinigt sich im Gottessohn, du
lebst in engster Gemeinschaft mit ihm.
Mit unserer Sehnsucht nach Frömmigkeit und Heiligkeit ist
nichts getan, solange es dabei bleibt. Viele werden auf ewig verloren-
gehen, während sie hoffen und darauf warten, Christen zu werden.