Seite 74 - Der Weg zu Christus (1975)

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Der Weg zu Christus
Unser himmlischer Vater wartet darauf, die Fülle seiner Segnun-
gen über uns auszugießen. Dank seiner Gnadenerweisung können
wir unaufhörlich aus dem Brunnen unbegrenzter Liebe trinken. Ist
es nicht fast ein Wunder, daß wir so wenig beten? Gott ist immer
willens, das aufrichtige Flehen seiner geringsten Kinder zu erhören;
dennoch offenbaren wir so viel Abneigung, ihm unsere Bedürfnis-
se vorzutragen. Was mögen die Engel des Himmels beim Anblick
der armen, hilflosen, der Versuchung unterworfenen Wesen denken,
wenn Gottes Herz in seiner unendlichen Liebe nach ihnen sucht,
stets bereit, ihnen über Bitten und Verstehen zu geben? Trotzdem
beten wir so wenig und haben so wenig Glauben. Es ist die Freude
der Engel, dem Allwaltenden zu dienen, in seiner Nähe zu weilen.
Innige Gemeinschaft mit Gott ist ihre höchste Wonne; aber die Kin-
der dieser Welt, die der göttlichen Hilfe so sehr bedürfen, scheinen
ohne das Licht seines Geistes, ohne Gemeinschaft mit ihm zufrieden
zu sein.
Finsternis des Bösen umgibt die Gläubigen, die das Gebet ver-
nachlässigen. Die Einflüsterungen des Feindes verleiten sie nur
deshalb zur Sünde, weil sie die Gnadengabe nicht beanspruchen,
die Gott ihnen mit der göttlichen Einrichtung des Gebets gegeben
hat. Dürften die Kinder Gottes so mit ihrem Gebet zurückhalten?
Das Gebet ist der Schlüssel in der Hand des Glaubens, der uns die
Kammern des Himmels öffnet, in denen unermeßliche Schätze der
Allmacht aufbewahrt liegen! Ohne ununterbrochenes Flehen und
eifriges Wachen setzen wir uns der Gefahr aus, nachlässig zu werden
und vom rechten Pfade abzuweichen. Unser Widersacher sucht uns
fortwährend den Weg zum Gnadenthron zu versperren, damit wir
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nicht durch inniges Gebet und ernsten Glauben die Kraft der Gnade
erhalten, der Versuchung zu widerstehen.
Unter gewissen Bedingungen dürfen wir erwarten, daß Gott un-
sere Gebete erhört. Die erste ist, daß wir die Notwendigkeit seiner
Hilfe fühlen. Er hat ja verheißen: „Ich will Wasser gießen auf das
Durstige und Ströme auf das Dürre.“
Jesaja 44,3
. Die hungern und
dürsten nach der Gerechtigkeit und ein inniges Verlangen nach Gott
haben, dürfen fest davon überzeugt sein, daß er ihr Sehnen stillt. Das
Herz muß aber zuerst für den Einfluß des Heiligen Geistes geöffnet
sein, ehe es die Segnungen Gottes empfangen kann.