Seite 75 - Der Weg zu Christus (1975)

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Das Gebet als Gnadengabe
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Unsere große Not ist selbst der beredteste Beweis. Der Herr
wünscht jedoch, daß wir ihm unsere Anliegen im Gebet vorlegen. Er
sagt: „Bittet, so wird euch gegeben.“
Matthäus 7,7
. Und er, der „auch
seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns
alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken“?
Römer 8,32
.
Wenn wir Ungerechtigkeit im Innern dulden und irgendeiner
bewußten Sünde nachhängen, wird der Herr uns nicht erhören; nur
das Gebet eines reuigen und zerschlagenen Herzens wird stets von
ihm angenommen. Wenn alles erkannte Unrecht gutgemacht ist,
schenkt er sicherlich unsern Bitten Gehör. Unser eigener Verdienst
wird uns nie der Gnade Gottes empfehlen; nur Jesu Würdigkeit und
Gerechtigkeit werden uns erlösen; sein Blut wird uns reinigen. Doch
müssen wir solchen Bedingungen der Annahme als Kinder Gottes
nachkommen.
Eine andere Eigenschaft des ernsten Gebets ist der Glaube. „Wer
zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei und denen, die
ihn suchen, ein Vergelter sein werde.“
Hebräer 11,6
. Jesus sprach
zu den Jüngern: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur,
daß ihr‘s empfangen werdet, so wird‘s euch werden.“
Markus 11,24
.
Nehmen wir ihn aber bei seinem Wort?
Seine Versicherung ist unbeschränkt, und der die Verheißung
gegeben hat, ist getreu. Empfangen wir auch nicht sofort das, worum
wir bitten, so sollen wir doch glauben, daß der Herr uns hört und
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unsere Bitten beantwortet. Wir sind so im Irrtum befangen und so
kurzsichtig, daß wir oft unnütze Dinge erbitten. Liebevoll geht unser
himmlischer Vater auf unsere Gebete ein und gibt uns jeweils gera-
de das, wonach wir selbst von Herzen verlangten, wenn wir durch
göttliche Erleuchtung die wahre Sachlage richtig erkennen könnten.
Findet auch unser Flehen anscheinend keine Antwort, sollten wir
trotzdem an der Verheißung festhalten. Die Zeit der Erhörung wird
sicherlich kommen, und wir werden die Segnungen empfangen, die
uns am meisten nottun. Es ist jedoch Vermessenheit, wenn wir mit
Gebetserhörung so rechnen, auch was die einzelnen Dinge betrifft,
wie wir es wünschen. Gott ist zu weise, als daß er einen Irrtum
beginge; zu gut, als daß er den Aufrichtigen das vorenthielte, was
zu ihrem Besten dient. Deshalb vertraut ihm getrost, obschon eure