Die Gefahr des Zweifelns
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Barmherzigkeit, verbunden mit seiner Allmacht, wahrnehmen. Wir
erkennen seinen Plan, soweit dies für uns gut ist. Über allem aber
müssen wir uns getrost der Hand des Allmächtigen und seinem
liebevollen Herzen anvertrauen.
Das Wort Gottes, wie auch die Wesenheit seines Urhebers, stellt
uns vor Geheimnisse, die wir sterblichen Wesen nie vollkommen
erfassen. Das Eindringen der Sünde in die Welt, die Fleischwerdung
Christi, die Wiedergeburt, die Auferstehung und viele andere Dinge,
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die uns die Bibel berichtet, sind zu tiefe Geheimnisse, als daß sie der
menschliche Verstand erklären oder nur recht begreifen könnte. Wir
haben keine Ursache, sein Wort deshalb zu bezweifeln, weil wir in
die Geheimnisse seiner Vorsehung nicht eindringen können. In der
natürlichen Welt umgibt uns täglich so viel Geheimnisvolles, das wir
nicht zu ergründen vermögen. Die geringsten Lebenserscheinungen
sind oft so große Rätsel für uns, daß sie der weiseste Denker nicht
zu lösen imstande ist. Überall sehen wir Wunder, deren Erklärung
über unsere Geisteskraft geht. Sollten wir daher staunen, daß es
auch in der geistlichen Welt Geheimnisse gibt, deren Enthüllung uns
verborgen ist? Doch die Schwierigkeit liegt allein in der Schwäche
und Beschränktheit des menschlichen Geistes. Gott hat uns in der
Heiligen Schrift hinreichende Beweise ihres göttlichen Ursprungs
gegeben; wir sollten daher an seinem Wort nicht zweifeln, weil wir
nicht in alle Geheimnisse seiner Vorsehung zu blicken vermögen.
Sogar der Apostel Petrus sagt, daß die Heilige Schrift Stellen
enthalte, „in welchen sind etliche Dinge schwer zu verstehen, welche
die Ungelehrigen und Leichtfertigen verdrehen ... zu ihrer eigenen
Verdammnis“.
2.Petrus 3,16
. Diese Tatsache wurde von den Zweif-
lern als Beweismittel dagegen angeführt, daß die Bibel das Wort
Gottes ist; aber weit gefehlt, sie ist gerade ein starker Beleg für die
göttliche Eingebung der Bibel. Wenn diese uns nichts weiter von
Gott erzählte, als was leicht verständlich ist, wenn Größe und Hoheit
des Allwaltenden von uns armen Menschen erfaßt werden könnte,
dann trüge die Heilige Schrift nicht die unverkennbare Beglaubi-
gung der göttlichen Urheberschaft. Gerade die Erhabenheit und die
Unerforschlichkeit einzelner Gedanken sollten in uns den Glauben
erwecken, daß sie Gottes Wort ist.
So einfach und genau die Heilige Schrift den Bedürfnissen des
menschlichen Herzens angepaßt ist, so ungekünstelt entfaltet sie die