Die Freude im Herrn
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Manche, die sonst unerschrocken sind, werden empfindlich von
Versuchungen gepeinigt; sie sind nahe daran, im Kampfe mit sich
selbst und den Mächten Satans zu unterliegen. Entmutigt solche
nicht in ihren schweren Anfechtungen. Richtet sie mit begeisternden,
hoffnungsfreudigen Worten auf, die sie auf ihrem Wege anspornen.
Wenn ihr so handelt, wird Christi Licht von euch ausstrahlen; „denn
unser keiner lebt sich selber“.
Römer 14,7
. Durch unsern unbewuß-
ten Einfluß werden andere entweder gestärkt oder von Christus und
seiner Wahrheit weggetrieben.
Viele Menschen haben eine irrige Vorstellung von dem Leben
und Wesen Christi. Sie meinen, daß dem Erlöser Wärme und Son-
nenschein gemangelt habe, daß er ernst, streng und freudlos gewesen
sei. In vielen Fällen enthält die ganze christliche Erfahrung durch so
dunkle Bilder einen trüben Anstrich.
Man hört so oft sagen, Jesus habe geweint, aber es sei nichts
davon bekannt, daß er jemals gelächelt habe. Unser Heiland war
wohl ein Mann der Schmerzen; Kummer und Betrübnis waren ihm
nicht fremd; denn sein Herz stand den Leiden aller offen. Aber
obgleich sein Leben ein Leben der Selbstverleugnung war und von
Mühen und Sorgen beschattet wurde, ließ sich doch sein Geist nicht
niederdrücken. Sein Antlitz trug nicht den Ausdruck von Gram und
Verdruß, sondern war stets heiter und voller Frieden. Sein Herz war
die tiefe Lebensquelle; wohin er auch immer ging, brachte er Ruhe
und Frieden, Freude und Wonne mit sich.
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Unser Heiland zeigte stets einen tiefen und heiligen Ernst, nie-
mals aber Trübsinn oder mürrische Laune. Das Leben derer, die
ihn zum Vorbild nehmen, wird von festen Vorsätzen erfüllt sein;
sie werden ein wirkliches Verständnis persönlicher Verantwortung
haben. Der Leichtsinn wird schwinden; es ist keine Rede mehr von
ungezügelter Lustigkeit und rohen Scherzen. Die Gottesanschauung
Jesu wirkt Frieden wie ein Wasserstrom. Dieser Glaube löscht das
Licht der Freude nicht aus, er unterdrückt nicht den Frohsinn und
verdunkelt nicht das sonnige Lächeln auf den Gesichtern. Christus
kam nicht in die Welt, daß er sich dienen lasse, sondern vielmehr,
daß er diene; wenn daher seine Liebe unsere Herzen lenkt, werden
wir seinem Beispiel folgen.
Solange wir nur immer an die lieblosen, ungerechten Handlun-
gen unserer Mitmenschen denken, werden wir es für unmöglich