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Der Weg zu Christus
halten, sie so zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Wenn aber
die wunderbare Liebe und Barmherzigkeit Christi in unsern Herzen
wohnt, wird sich derselbe Geist auch über andere verbreiten. Wir
sollten einander lieben und schätzen, ungeachtet der Fehler und Un-
vollkommenheiten, die wir nicht übersehen können. Es gilt, demütig
zu sein, uns selbst nicht zu sicher zu fühlen und die Schwächen
anderer geduldig zu tragen. Dies wird alle engherzige Ichsucht töten
und uns edelmütig und großherzig machen.
Der Psalmdichter singt: „Hoffe auf den Herrn und tue Gutes; so
wirst du im Lande wohnen und sollst wahrlich gespeist werden.“
Psalm 37,3 (englische Übersetzung)
. Vertraut auf Gott! Jeder Tag
hat seine Lasten, Mühsale und Schwierigkeiten, und wie leicht sind
wir dann geneigt, darüber zu reden, wenn wir uns sehen. Wie vie-
le sogenannte geborgte Sorgen drängen sich ein; wieviel unnötige
Furchtanwandlungen überkommen uns; wie oft erdrückt uns die
Last unserer Besorgnisse, daß wir meinen, wir hätten keinen barm-
herzigen, liebevollen Heiland, der stets bereit ist, unsere Bitten zu
hören und uns zu jeglicher Zeit, in jeder Not hilfreich beizustehen.
Etliche Menschen leben in steter Furcht und bereiten sich unnötig
Kummer. Jeden Tag haben sie handgreifliche Beweise der Liebe
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Gottes. Sie nehmen wohl die Gnadengeschenke seiner väterlichen
Fürsorge hin, aber sind sich doch dieser Wohltaten nicht bewußt. Sie
beschäftigen sich in ihren Gedanken mit unangenehmen Dingen und
fürchten ihr Kommen. Treten dann wirklich Schwierigkeiten ein, so
machen die kleinen Hindernisse diese bedauernswerten Menschen
blind gegen die vielen Guttaten, für die sie dankbar sein sollten. Statt
daß solche Notstände sie zu Gott, der einzigen Hilfsquelle, treiben,
lassen sie sich dadurch von ihm trennen, weil die Mühsale Unruhe
und Murren in ihren Herzen wachrufen.
Tun wir wohl daran, wenn wir in solchem Unglauben dahinle-
ben? Weshalb sollten wir so undankbar und mißtrauisch sein? Jesus
ist unser Freund; der ganze Himmel nimmt Anteil an unserm Wohl-
ergehen. Wir sollten nicht dulden, daß die Mühen und Beschwerden
des Tages unser Gemüt beunruhigen und unsere Stirn verdüstern.
Lassen wir es zu, so werden wir stets etwas finden, was uns peinigt
und quält. Wir sollten nicht Besorgnissen nachhängen; denn sie rei-
ben uns nur auf und verzehren unser Leben, helfen uns aber nicht,
die uns auferlegten Bürden zu tragen.