Seite 192 - Der gro

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Der große Kampf
Wir haben vertrauliche Gespräche mit Gott und sehen in die Zukunft,
wir sind Apostel und Propheten und berufen uns auf den Doktor
Luther.
Die Reformatoren waren erstaunt und verlegen. Diese Richtung
hatten sie nie zuvor angetroffen, und sie wußten nicht, welchen
Weg sie nun einschlagen sollten. Melanchthon sagte: „Diese Leute
sind ungewöhnliche Geister, aber was für Geister? ... Wir wollen
den Geist nicht dämpfen, aber uns auch vom Teufel nicht verführen
lassen.
Die Früchte dieser neuen Lehre wurden bald offenbar. Das Volk
wurde verleitet, die Bibel zu vernachlässigen oder gänzlich zu ver-
werfen. Die Hochschulen wurden in Verwirrung gestürzt. Studenten
widersetzten sich allen Verboten, gaben ihr Studium auf und zogen
sich von der Universität zurück. Die Männer, die sich selbst als zu-
ständig betrachteten, das Werk der Reformation wieder zu beleben
und zu leiten, brachten sie bis an den Rand des Untergangs. Die Röm-
linge gewannen nun ihre Zuversicht wieder und riefen frohlockend
aus: „Noch ein Versuch ... und alles wird wiedergewonnen.
Als Luther auf der Wartburg hörte, was vorging, sagte er in tiefem
Kummer: „Ich habe immer gewartet, daß Satan uns eine solche
Wunde versetzen würde.
Der Reformator erkannte den wahren Charakter jener angebli-
chen Propheten und sah die Gefahr, die der Wahrheit drohte. Der
Widerstand des Papstes und des Kaisers hatte ihm nicht so große
Unruhe und Kummer verursacht, wie er nun durchlebte. Aus den an-
geblichen Freunden der Reformation waren die schlimmsten Feinde
geworden. Gerade die Wahrheiten, die ihm in erheblichem Maße
Freude und Trost gebracht hatten, wurden jetzt benutzt, um Zwie-
spalt und Verwirrung in der Gemeinde zu stiften.
Bei den Reformbestrebungen war Luther vom Geist Gottes an-
getrieben und über sich selbst hinausgeführt worden. Er hatte nicht
beabsichtigt, die Stellung, die er jetzt einnahm, jemals einzunehmen
oder so durchgreifende Veränderungen durchzuführen. Er war nur
das Werkzeug Gottes gewesen. Doch fürchtete er oft die Folgen sei-
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D‘Aubigné, ebd., 9.Buch, 7.Abschnitt, 42f
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D‘Aubigné, ebd., 9.Buch, 7.Abschnitt, 42f
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D‘Aubigné, ebd., 9.Buch, 7.Abschnitt, 42f
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D‘Aubigné, ebd., 9.Buch, 7.Abschnitt, 42f
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