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Die Zerstörung Jerusalems
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seit Jahrhunderten die Schlachtopfer geführt worden waren, und das
sich auch vor ihm auftun sollte, wenn er wie ein Lamm zur Schlacht-
bank geführt würde, war ebenfalls zu sehen.
Jesaja 53,7
. Nicht weit
davon lag Golgatha, die Stätte der Kreuzigung. Auf den Pfad, den er
bald zu betreten hatte, mußten die Schatten tiefer Finsternis fallen,
da Christus seine Seele zu einem Sühnopfer für die Sünde geben
sollte. Doch es war nicht der Anblick dieser Schauplätze, der in die-
ser Stunde allgemeiner Fröhlichkeit Schatten auf ihn warf. Keinerlei
Ahnungen von seiner eigenen übermenschlichen Angst trübten das
selbstlose Gemüt. Er beweinte das Los der Tausende in Jerusalem,
die Blindheit und Unbußfertigkeit derer, die zu segnen und zu retten
er gekommen war.
„Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu
deinem Frieden dient! Aber nun ist‘s vor deinen Augen verborgen.
Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden
um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich
belagern und an allen Orten ängsten; und werden dich schleifen und
keinen Stein auf dem andern lassen, darum daß du nicht erkannt hast
die Zeit, darin du heimgesucht bist.“
Lukas 19,42-44
.
Die Geschichte der besonderen Gunst und Fürsorge Gottes, die
er seit über tausend Jahren dem auserwählten Volk bekundet hatte,
lag offen vor den Blicken Jesu. Dort erhob sich der Berg Morija, auf
dem der Sohn der Verheißung, ein ergebenes Opfer, auf dem Altar
gebunden worden war (
1.Mose 22,9
) — ein Sinnbild des Opferwe-
ges des Sohnes Gottes. Dort war der Bund des Segens, die glorreiche
messianische Verheißung, dem Vater der Gläubigen bestätigt worden.
1.Mose 22,16-18
. Dort hatten die gen Himmel aufsteigenden Flam-
men des Opfers auf der Tenne Ornans das Schwert des Würgeengels
abgewandt (
1.Chronik 21
) — ein passendes Symbol von des Hei-
landes Opfer für die schuldigen Menschen. Jerusalem war von Gott
vor der ganzen Erde geehrt worden. Der Herr hatte „Zion erwählt“,
er hatte „Lust, daselbst zu wohnen“.
Psalm 132,13
. Dort hatten die
heiligen Propheten jahrhundertelang ihre Warnungsbotschaften ver-
kündigt. Die Priester hatten ihre Rauchnäpfe geschwungen, und der
Weihrauch war mit den Gebeten der Frommen zu Gott aufgestie-
gen. Auf diesem Berg hatte man täglich das Blut der geopferten
Lämmer, die auf das Lamm Gottes hinwiesen, dargebracht. Dort
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hatte der Herr in der Wolke der Herrlichkeit über dem Gnadenstuhl