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Anmerkungen
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dem himmlischen Vater das Opfer dar. Es ist dasselbe, was Christus
blutigerweise auf Kalvaria und unblutigerweise beim letzten Abend-
mahl getan hat. Hier in der heiligen Messe tut Er dasselbe durch
seine Stellvertreter, die katholischen Priester. Die Priester hat er an
seine Stelle gesetzt, damit sie dasselbe Opfer, das Er dargebracht,
fortsetzen. Ihnen hat Er das Recht über seine heilige Menschheit
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übertragen, ihnen gleichsam Gewalt über seinen Leib gegeben. Der
katholische Priester kann ihn nicht bloß auf dem Altar gegenwärtig
machen, ihn im Tabernakel verschließen, ihn wieder nehmen und den
Gläubigen zum Genusse reichen, er kann sogar Ihn, den menschge-
wordenen Gottessohn. für Lebendige und Tote als unblutiges Opfer
darbringen. Christus, der eingeborene Sohn Gottes des Vaters, durch
den Himmel und Erde geschaffen sind, der das ganze Weltall trägt,
ist dem katholischen Priester hierin zu Willen.‘“
In dem Lehrschreiben der Katholischen Deutschen Bischofs-
konferenz von 1967 wird eine gewisse Modifizierung erkennbar:
„Das Abendmahlshandeln Christi ist also von dem Kreuzestod nicht
ablösbar; es enthält diesen und stellt ihn sakramental dar. Darum
hat die heilige Messe auch Opfercharakter in dem vollen Sinn des
Kreuzesopfers, welches sakramental, im Zeichen und geheimnis-
voll, dargestellt und gegenwärtig wird. Der wahre und spezifische
Opfercharakter der heiligen Messe darf nicht unterschlagen werden.
Die rechte Teilnahme am heiligen Opfer, welches die Kirche
mit Christus darbringt und in welchem sie selbst dargebracht wird,
ist die Vereinigung mit der Hingabe Christi an den himmlischen
Vater. Sie erfordert daher, daß wir uns mit Christus in hochherziger
Selbsthingabe ganz der göttlichen Majestät zu eigen geben.“
Aber auch bei dieser Formulierung muß man fragen, ob hier
nicht Wort Gottes und Antwort des Menschen in unzulässiger Wei-
se verwechselt werden. Nicht nur wird die Sündenvergebung in
falscher Weise mit der menschlichen Hingabe an Gott verbunden,
auch Christus wird hier mit der Kirche identifiziert.
Quellen: Über die Lehre von der heiligen Messe, wie sie auf dem
Konzil zu Trient festgesetzt wurde, siehe:
Aus protestantischer Sicht: Philipp Schaff, Creeds of Christen-
dom, Bd. II, 126-139, Art. Canons and Decrees of the Council of
Trent, engl. und lat. Text; John Calvin. Institutes of the Christian Re-
ligion, 4. Buch, Kapitel 17 und 18; Edward B. Pusey, The Doctrine