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Der große Kampf
sei; außer wenn einer den Psalter oder das Brevier oder die Horen
der heiligen Maria zur Andachtsübung haben wolle, aber auch diese
nicht in der Volkssprache übersetzt ... Der Besitz von Büchern Alten
und Neuen Testaments in romanischer Sprache wurde den Laien
auch von dem Konzil zu Tarragona 1234 untersagt. Wer solche habe,
solle sie binnen acht Tagen nach Veröffentlichung dieser Verordnung
dem Bischofe des Orts ausliefern, damit sie verbrannt würden; wer
das nicht tue, er sei Kleriker oder Laie, solle als der Ketzerei ver-
dächtig erachtet werden ... 1486 erklärte der Erzbischof von Mainz,
daß die deutsche Sprache nicht geeignet sei für den Ausdruck der
tiefen Religionswahrheiten ...
Erneuert und verschärft wurde das Verbot des Bibellesens ge-
genüber dem Jansenismus [Reformationsrichtung in Frankreich],
besonders nach dem Erscheinen der französischen Übersetzung des
Neuen Testaments von Pater Quesnel (Paris 1693) mit Erklärungen,
in welchen gelehrt wird, daß die Bibel für alle Christen gegeben
worden sei, ja, daß sie ihnen nützlich, ja notwendig sei ... Diesen
Lehrsätzen trat Clemens XI. in der berüchtigten Bulle Unigenitus
1713 mit 101 Propositiones entgegen, in welchen nicht bloß Sätze
aus Quesnels Neuem Testament, sondern auch solche, die beinahe
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buchstäblich in der Heiligen Schrift sich finden, ... kurz als Aus-
bund alles Schlechten verdammt wurden ... Nach heftigen Kämpfen
gelang es den Jesuiten, bei dem Parlamente ihre Eintragung in die
Reichsgesetze durchzusetzen.“(Meusel, Kirchliches Handlexikon,
Bd.I, S.417f.)
Anm 036: Die Unterdrückung und Vernichtung der Heiligen
Schrift — (Seite 268)
Das Konzil zu Toulouse, das zur Zeit des Kreuzzuges gegen die
Albigenser tagte, entschied: „Wir untersagen auch, daß man den
Laien gestatte, die Bücher des Alten und des Neuen Testaments
zu besitzen ... Wir verbieten ihnen auf das nachdrücklichste, die
oben erwähnten Bücher in der Volkssprache zu besitzen.“ — „Die
Wohnungen, die elendesten Hütten und selbst die verborgensten
Zufluchtsstätten jener Menschen, bei denen man derartige Schriften
findet, sollen vollständig vernichtet werden. Diese Leute sollen bis
in die Wälder und Höhlen verfolgt werden, und wer ihnen Obdach