Seite 232 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 25: Die Berufung am See
Auf der Grundlage von
Matthäus 4,18-22
;
Markus 1,16-20
;
Lukas
5,1-11
.
Über dem Galiläischen Meer dämmerte der Morgen. Die Jünger
Jesu hatten eine anstrengende, erfolglose Nachtarbeit hinter sich
und waren müde. Sie befanden sich mit ihren Fischerbooten noch
draußen auf dem See. Christus war gekommen, um eine ruhige
Stunde am Wasser zu verbringen. Die Frühe des Tages ließ ihn
auf diese Zeit der Stille hoffen; denn sonst folgte ihm stets eine
große Menschenmenge. Doch bald sammelten sich auch hier am
See immer mehr Menschen um ihn, und die Zahl wuchs so schnell,
daß er von allen Seiten bedrängt wurde. Inzwischen waren auch
seine Jünger an Land gekommen. Um dem Druck der Menge zu
entgehen, trat Jesus zu Petrus ins Boot und bat ihn, ein wenig vom
Ufer abzustoßen. So konnte er besser von allen gesehen und gehört
werden, und vom Boot aus lehrte er die am Strand versammelte
Menge.
Welch ein Bild bot sich hier den Engeln! Ihr glorreicher Be-
fehlshaber sitzt in einem Fischerboot, das von den ruhelosen Wellen
hin und herbewegt wird, und verkündigt der Zuhörermenge, die auf
das Seeufer zu drängt, die frohe Botschaft des Heils. Er, der vom
Himmel Geehrte, verkündigte dem Volk im Freien die großen Tatsa-
chen seines Reiches. Er hätte jedoch keinen passenderen Rahmen
für sein Wirken haben können. Der See, die Berge, die sich ausbrei-
tenden Felder, das Sonnenlicht, das die Erde überflutete — sie alle
lieferten Beispiele, um seine Lehren zu veranschaulichen und dem
Geist einzuprägen. Und keine Lehre Christi fiel auf unfruchtbaren
Boden. Jede Botschaft von seinen Lippen erreichte diesen oder jenen
Menschen als Wort des ewigen Lebens.
Des Volkes am Ufer wurde immer mehr; es kamen Greise, die
sich mühsam am Stock vorwärts bewegten, kräftige Landleute aus
den Bergen, Fischer, die ihre Arbeit auf dem See verlassen hatten,
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