Seite 249 - Das Leben Jesu (1973)

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In Kapernaum
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nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht
aufrichte.“
Jesaja 42,2-4
.
Die Pharisäer versuchten durch genaue Ausführung der vorge-
schriebenen Gebräuche, durch die Pracht ihrer Gottesdienste und
durch Wohltätigkeit sich auszuzeichnen. Sie bewiesen ihren Eifer
für die Religion, indem sie sich in ihren Gesprächen mit ihr beschäf-
tigten. Über Streitfragen wurde unter den verschiedenen Parteien
ausgiebig verhandelt, und es war nicht ungewöhnlich, auf den Stra-
ßen die erregten, streitenden Stimmen der gelehrten Männer zu
hören.
Das Leben Jesu stand zu diesem Benehmen in auffallendem Ge-
gensatz. Bei ihm fehlte jede laute und aufdringliche Verhandlungsart,
jeder schausüchtige Gottesdienst, jede Tat, die Beifall heischte. Chri-
stus war in Gott geborgen, und Gott war in dem Charakter seines
Sohnes geoffenbart. Auf diese Offenbarung wollte Jesus die Gemü-
ter des Volkes und ihre Ehrfurcht lenken.
Die „Sonne der Gerechtigkeit“ brach nicht mit dem Glanz, der
die Sinne blendet, über die Welt herein. Es steht von Christus ge-
schrieben: „Er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte.“
Hosea 6,3
. Sanft und still ergießt sich das Tageslicht über die Erde,
zerteilt die Schatten der Finsternis und erweckt die Welt zu neuem
Leben. So ging auch die „Sonne der Gerechtigkeit“ auf mit „Heil
unter ihren Flügeln“.
Maleachi 3,20
.
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