Seite 263 - Das Leben Jesu (1973)

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Levi-Matthäus
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Genauso hatten sich schon die zuvor berufenen Jünger verhalten.
Als Jesus Petrus und seine Gefährten aufforderte, ihm nachzufolgen,
verließen sie auf der Stelle ihre Boote und Netze. Einige dieser Jün-
ger hatten für Verwandte zu sorgen. Sie zögerten jedoch nicht, als
die Einladung des Heilandes an sie erging, und fragten auch nicht:
Wovon soll ich leben und meine Familie ernähren? Sie gehorchten
der Aufforderung. Als Jesus sie später fragte: „Sooft ich euch ausge-
sandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch
je Mangel gehabt?“ konnten sie antworten: „Nie.“
Lukas 22,35
.
Sowohl Matthäus in seinem Wohlstand als auch Petrus und An-
dreas in ihrer Armut standen vor der gleichen Entscheidung — jeder
traf sie mit der gleichen Hingabe. Angesichts des Erfolges, als die
Netze mit Fischen zum Zerreißen voll und die Anreize des gewohn-
ten Lebens am stärksten waren, forderte Jesus die Jünger am See
auf, dies alles für die Evangeliumsarbeit aufzugeben. In gleicher
Weise wird jede Seele geprüft, was stärker in ihr ist: ihr Verlangen
nach weltlichen Gütern oder nach der Gemeinschaft mit Christus.
Grundsätze stellen hohe Anforderungen. Im Dienste Gottes kann
niemand erfolgreich sein, er bringe denn sein ungeteiltes Herz mit
ein und „achte ... alles für Schaden gegen die überschwengliche
Größe der Erkenntnis Christi“.
Philipper 3,8
. Wer den geringsten
Vorbehalt geltend macht, kann kein Jünger Jesu, noch viel weniger
sein Mitarbeiter sein. Menschen, die das große Erlösungswerk schät-
zen, werden in ihrem Leben jene Selbstaufopferung offenbaren, die
im Leben Jesu sichtbar war. Wohin immer er vorangeht, werden sie
ihm freudig folgen.
Die Berufung des Matthäus in die Jüngerschaft Jesu erregte
großen Unwillen. Es war ein Verstoß gegen die religiösen, gesell-
schaftlichen und nationalen Bräuche, wenn ein Glaubenslehrer einen
Zöllner in sein engstes Gefolge aufnahm. Die Pharisäer hofften
durch geschicktes Ausnutzen der Voreingenommenheit des Volkes
dessen Gefühle gegen Jesus lenken zu können.
Unter den Zöllnern erwachte ein weitgespanntes Interesse. Ihre
Herzen fühlten sich zu dem göttlichen Lehrer hingezogen. Aus
Freude an seiner neuen Jüngerschaft wollte Matthäus seine früheren
Kollegen unbedingt zu Jesus bringen. Deshalb veranstaltete er ein
Fest in seinem Hause und lud dazu seine Verwandten und Freunde
ein. Es erschienen nicht nur die Zöllner, sondern auch viele andere
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