Seite 339 - Das Leben Jesu (1973)

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Ein lebendiger Glaube
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oder ohne inneres Verlangen und ohne lebendigen Glauben zu be-
ten, nützt nichts. Ein bloßes Lippenbekenntnis zu Christus, das ihn
lediglich als den Erlöser der Welt anerkennt, vermag niemals die
Seele zu heilen. Der Glaube an die Erlösung ist eben nicht nur eine
verstandesmäßige Zustimmung gegenüber der Wahrheit. Wer volle
Erkenntnis erwartet, bevor er den Glauben ausleben will, kann nicht
von Gott gesegnet werden. Es genügt nicht, das zu glauben, was
wir über Jesus hören, wir müssen an ihn glauben. Der einzige Glau-
be, der uns helfen kann, ist der Glaube, der Jesus als persönlichen
Heiland annimmt und sein Verdienst sich zueignet. Vielen bedeutet
der Glaube nur eine Meinung; aber der seligmachende Glaube ist
ein Bündnis mit Gott, das die Seelen schließen, die den Herrn an-
nehmen. Wahrer Glaube ist Leben. Ein lebendiger Glaube bedeutet
steten Zuwachs an Kraft, ein zuversichtliches Vertrauen, wodurch
die Seele zu einer alles überwindenden Macht wird.
Nach der Heilung der Frau wünschte der Heiland, daß sie den
empfangenen Segen anerkenne. Die Gaben, die das Evangelium
anbietet, sollen nicht wie ein Raub gesichert und heimlich genossen
werden. Der Herr fordert uns darum auf, seine Güte zu bekennen.
„Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott.“
Jesaja
43,12
.
Unser Bekenntnis seiner Treue ist das auserwählte Mittel des
Himmels, um der Welt Christus zu offenbaren. Wir sollen seine
Gnade anerkennen, die durch die heiligen Menschen der alten Zeit
bekanntgemacht wurde. Besonders wirksam aber ist das Zeugnis der
eigenen Erfahrung. Wir sind in dem Maße Zeugen Gottes, wie wir
an uns selbst das Wirken der göttlichen Macht offenbaren. Jeder un-
terscheidet sich in seinem Leben von dem seiner Mitmenschen, und
seine Erfahrung ist wesentlich verschieden von ihren Erfahrungen.
Gott wünscht, daß in unserem Lob, das zu ihm emporsteigt, unsere
eigene Persönlichkeit mitschwingt. Wird dieses kostbare Bekenntnis
zum Lobe seiner herrlichen Gnade von einem wahrhaft christlichen
Leben getragen, so hat es eine unwiderstehliche Macht, die für die
Rettung von Seelen wirkt.
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Als die zehn Aussätzigen zum Herrn kamen, um geheilt zu wer-
den, gebot er ihnen, sich den Priestern zu zeigen. Auf dem Wege
dorthin wurden sie geheilt. Aber nur einer kam wieder, um Christus
die Ehre zu geben. Die andern neun gingen ihres Weges und ver-