Seite 401 - Das Leben Jesu (1973)

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Das wahre Zeichen
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Volksmenge zu speisen, brachten sie — im Vertrauen auf seine
Macht, es für die hungrige Schar vervielfältigen zu können — doch
nicht das Wenige, das sie besaßen. Außerdem waren die Menschen
in Bethsaida Juden und diese hier nur Ungläubige und Heiden. Das
jüdische Vorurteil beherrschte noch immer die Herzen der Jünger.
Sie sagten zu Jesus: „Woher sollen wir so viel Brot nehmen in
der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen?“
Matthäus 15,33
. Sie
gehorchten dann aber doch den Worten ihres Meisters und brachten,
was sie hatten: sieben Brote und zwei Fische. Die Menge wurde
gespeist, und sieben Körbe mit Brocken blieben übrig. Viertausend
Männer, dazu Frauen und Kinder, wurden auf diese Weise gestärkt,
und Jesus schickte sie alle mit frohem, dankbarem Herzen wieder
nach Hause.
Jesus aber bestieg mit seinen Jüngern ein Boot und fuhr über den
See nach Magdala, am Südende der Ebene von Genezareth. An der
Grenze von Tyrus und Sidon war sein Gemüt durch das Vertrauen
des kanaanäischen Weibes erfrischt worden, und die heidnischen
Bewohner des Zehn-Städte-Gebietes hatten ihn freudig aufgenom-
men; doch als er nun wieder in Galiläa an Land ging, wo er seine
göttliche Macht am gewaltigsten gezeigt, die meisten Werke der
Barmherzigkeit getan und die wichtigsten Lehren gepredigt hatte,
begegnet man ihm mit verächtlichem Unglauben.
Einige Vertreter der reichen und hochmütigen Sadduzäer — je-
ner Partei der Priester, Zweifler und Großen des Volkes — hatten
sich einer Abordnung der Pharisäer angeschlossen, obgleich sich
diese beiden Sekten sonst in bitterer Feindschaft gegenüberstanden.
Die Sadduzäer warben um die Gunst der regierenden Macht, um
ihre eigene Stellung und Autorität aufrechtzuerhalten; die Pharisäer
hingegen nährten den allgemeinen Haß gegen die Römer und sehn-
ten sich nach der Zeit, da sie das Joch der Unterdrücker abwerfen
konnten. Nun aber verbanden sich beide Parteien gegen Christus.
Gleich und gleich gesellt sich gern! Wo es auch sein mag, verbindet
sich das Böse mit dem Bösen, um das Gute zu vernichten.
Jetzt kamen die Sadduzäer und Pharisäer zu Christus und ver-
langten ein Zeichen vom Himmel. Als zur Zeit Josuas das Volk Israel
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zum Kampf gegen die Kanaaniter nach Beth-Horon zog, stand auf
des Anführers Befehl die Sonne still, bis der Sieg erkämpft war. Viele
ähnliche Wunder verzeichnet die Geschichte Israels. Jetzt verlangten