Seite 402 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
die Juden ein solches Zeichen von Jesus. Er aber wußte, daß die Ju-
den solcher Zeichen nicht bedurften. Diese rein äußerlichen Zeichen
konnten ihnen gar nichts nützen; sie bedurften keiner Erleuchtung
ihres Verstandes, sondern einer Erneuerung ihres Herzens.
Jesus sagte ihnen: „Über des Himmels Aussehen könnt ihr urtei-
len; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?“
Matthäus 16,3
. Die Worte Jesu, gesprochen in der Kraft des Heili-
gen Geistes, der ihnen über ihre Sünde die Augen öffnete, waren
das Zeichen, das Gott ihnen zu ihrem Heil gegeben hatte. Es waren
außerdem noch eine Reihe klarer himmlischer Zeichen geschehen,
die Jesu Sendung bezeugten: der Gesang der Engel vor den Hirten,
der Stern, der die Weisen leitete, und die Stimme vom Himmel bei
Christi Taufe.
„Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies
Geschlecht ein Zeichen?“
Markus 8,12
. „Es wird ihm kein Zeichen
gegeben werden denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn gleich-
wie Jona drei Tage und drei Nächte in des Fisches Bauch war, so
wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der
Erde sein.“
Matthäus 12,39.40
. Wie einst Jonas Predigt den Ninivi-
ten ein Zeichen war, so sollte Jesu Predigt auch seiner Generation
ein Zeichen sein. Doch welch ein Unterschied in der Aufnahme des
Wortes! Die Bewohner der großen Heidenstadt zitterten, als sie die
Warnung Gottes hörten; Könige und Fürsten demütigten sich, Reiche
und Arme riefen gemeinsam den Gott des Himmels an und erfuhren
seine Barmherzigkeit. „Die Leute von Ninive werden auftreten beim
Gericht mit diesem Geschlecht“, sagte der Heiland, „und werden es
verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und
siehe, hier ist mehr als Jona.“
Matthäus 12,41
.
Jedes Wunder Jesu war ein Zeichen seiner Gottheit. Er erfüllte
genau die Aufgabe, die von dem Messias geweissagt worden war;
aber die Pharisäer empfanden diese Werke der Barmherzigkeit als
ausgesprochenes Ärgernis. Die jüdischen Obersten standen dem
Elend des Volkes herzlos und gleichgültig gegenüber. In vielen Fäl-
len hatten ihre Selbstsucht und Unterdrückung die Leiden verursacht,
die Christus heilte. So blieben seine Wunder ihnen ein beständiger
Vorwurf.
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Was den göttlichen Charakter Jesu besonders hervorhob, war für
die Juden Anlaß, ihn zu verwerfen. Der größte Wert seiner Wunder